Wunderbar, all die Mannschaften, auf die der FCB im Achtelfinal der Champions League treffen könnte. Wie soll sich der geneigte Fussballfan da bloss für einen Wunschgegner entscheiden? Ganz einfach: Mit dem absolut ausgewogenen Gegner-Check Ihres Fach-Blogs.
Wer einmal Kind war, mag sich vielleicht erinnern. Wer mindestens ein Kind hat, erlebt es derzeit täglich. Diese süsse Qual beim Blättern durch die Kataloge mit all dem schönen Spielzeug, das kind sich wünschen könnte. Das wunderbare Plüsch-Einhorn? Oder vielleicht doch lieber das rosarote Prinzessinnenschloss, bei dessen Nennung Mutter und Vater immer so merkwürdig nervös zucken?
Doch auch wer Kinder grundsätzlich blöd findet und konsequenterweise auch selbst nie eins war, muss auf dieses wohlige Gefühl der Vorfreude nicht verzichten. Vorausgesetzt, sie oder er ist Anhänger des FC Basel. Wunderbar, all die möglichen Mannschaften, auf die der FCB im Achtelfinal der Champions League treffen könnte: Real! Barça! Bayern! Nikosia!
Wie soll sich der geneigte Fussballfan da bloss für einen Wunschgegner entscheiden? Und das noch vor der Auslosung vom Freitag, 16. Dezember (12 Uhr, SF2/Eurosport live)? Ganz einfach: Mit dem absolut ausgewogenen Gegner-Check Ihres Fach-Blogs. Nur für Sie haben wir weder Zeit noch Kosten gescheut, um das Für und Wider für alle sieben in Frage kommenden Clubs abzuwägen.
Wen möchten Sie im Achtelfinal im Joggeli sehen? Das Aktionskomitee «Für eine Volkswahl des kommenden FCB-Gegners» hat HIER seine Wahlurne aufgestellt. Stand Freitag, 10.30 Uhr, 90 Minuten vor Beginn der Auslosung am Uefa-Sitz in Nyon, sieht das Zwischenresultat so aus: 1. Arsenal (35 Stimmen), 2. Nikosia (26), 3. Real Madrid (23). Chelsea kommt auf 6, Inter Mailand auf 5 Stimmen und Bayern München und der FC Barcelona liegen mit lediglich 3 Stimmen weit abgeschlagen am Ende.
FC Barcelona
Pro: Messi! Xavi! Iniesta! Fabregas! Puyol! Sagrada Familia! Fussballkunst, Kunst am Bau. Die beste Fussballmannschaft der Milchstrasse in einer der schönsten Städte der Welt. Herz, was begehrst du mehr?
Contra: Messi! Xavi! Iniesta! Fabregas! Puyol! Sagrada Familia! Den Besten der Besten schauen wir bis zum Endspiel gerne via TV aus sicherer Distanz zu, wie sie ihre Gegner zu Statisten degradieren. Ein 0:5 zuhause reicht. Und was soll das eigentlich mit dieser ewigen Baustelle namens Sagrada Familia? Die wird erst wieder zum Reiseziel, wenn fertig gebaut ist. Also voraussichtlich 2026 – Gerüchten zufolge gleichzeitig mit der Elbphilharmonie in Hamburg.
Inter Mailand
Pro: Basel SBB ab 07:07, Milano Centrale an 11:50, macht 117 Franken im Sparangebot mit Halbtax. Das lässt genügend Zeit und Geld, für einen Shopping-Bummel. A propos Shopping: Inter Mailand ist einer von nur noch ganz wenigen Top-Clubs Europas, die noch nie mit Xherdan Shaqiri in Verbindung gebracht worden sind. Eine Unterlassungssünde, die mit Garantie spätestens nach dem Hinspiel in Basel korrigiert würde.
Contra: Zugegeben, die Herren Javier Zanetti und Yuto Nagatomo (links und rechts auf dem Bild) scheinen eine gute Kinderstube genossen zu haben. Aber das macht die Erinnerungen nicht besser, die der FCB an Mailand hat. Zwar spielten die Basler 2004 zu elft, während Inter laut meinem Gedächtnis mit bloss einem Adriano antrat. Aber was für ein Adriano das war! Drei Tore schoss der Brasilianer in zwei Spielen, als er wie ein Eisbrecher durch die rotblaue Verteidigung pflügte. Nein, die Erinnerungen an damals wollen wir gar nicht erst aufkommen lassen. Herrn Adriano soll es übrigens nach leichten Drogen-Problemen inzwischen wieder besser gehen. Er spielt für die Corinthians Sao Paulo und hat am 21. November sein erstes Tor seit 17 Monaten geschossen.
Arsenal FC
Pro: Was für eine wunderbare Gelegenheit, um allen zu erklären, dass dieser Club NICHT Arsenal London heisst. Nein, wirklich nicht. Arsenal FC wäre korrekt. Wenn das allen klar ist, holen wir das grandiose «Fever Pitch» aus dem Regal, wischen den Staub ab und lesen noch einmal nach, warum wir alle so bescheuert sind und Fussball lieben. Und wer jetzt nicht weiss, wer oder was «Fever Pitch» ist, der geht aber sofort in die nächste Buchhandlung und kauft sich das Ding. Ausserdem scheint es uns sympathisch, dass bei den «Gunners» niemand wegen seiner vielleicht etwas spezielleren Vorlieben ausgelacht wird, und Goalie Wojciech Szczesny folglich seinen Schuh-Fetischismus ganz offen ausleben darf (im Bild an den Tretern von Robin van Persie).
Contra: Mit Arsenal ist Xherdan Shaqiri nun wirklich oft genug in Verbindung gebracht worden. Ausserdem bedienen sich englische Clubs immer wieder mal gerne in der Basler Nachwuchsabteilung. Wer kann garantieren, dass die Londoner in Basel nicht das Nützliche mit dem für den FCB Unangenehmen verbinden und gleich ein paar Talente einpacken? Ausserdem: Wenn die FCB-Profis die «Fly Emirates»-Werbung auf dem Arsenal-Trikot sehen, könnte es vor dem Abflug zum Rückspiel in den engen Sitzreihen des «Hello»-Fliegers zum Spontan-Protest kommen.
APOEL Nikosia
Pro: Viertelfinale, schalalalala! Viertelfinale, scha-lalalala-lala! Ja, aber hallo, der FC Basel kommt als erster Schweizer Club unter die letzten Acht der Champions League. Wenn das kein Grund ist, mal richtig auf die Pauke zu hauen. Den Meister Zyperns haut der FCB so was von weg. Und «Cyprus Airways» als Sponsor auf den Trikots der Zyprer klingt auch nicht besser als «Hello». Zur Frage, ob es Zyprer oder Zypriote heisst, lässt sich feststellen: Ist inzwischen Hans was Heiri.
Contra: Viertelfinale, schalalalala! Viertelfinale, scha… He? Was soll denn das? Die wehren sich ja, diese Zyprioten. Stehen da mit gefühlten zwölf Mann am eigenen Strafraum und machen einfach den Weg nicht frei. Und wir wollen doch nicht, dass es dem FCB ähnlich ergeht, wie dem bedauernswerten Herrn Bukharov aus St. Petersburg im Bild oben, der im Kampf mit drei Zyprioten ebenso verzweifelt wie erfolglos ein Tor zu erzielen versucht.
FC Bayern München
Pro: Was für eine wunderbare Geschichte: Heiko Vogel, der ehemalige D-Junioren-Trainer der Bayern trifft auf seinen alten Club. Alte Freunde treffen sich als Konkurrenten wieder. Warme Worte aus München für den neuen Chef in Basel. Vogels schönste Erinnerungen an seine Zeit bei den Bayern. Münchener und Baseler schicken sich neckende SMS vor dem Hinspiel. Herzerwärmend.
Contra: Laaaangweilig! War doch alles schon da. Die Medien nehmen einfach die Geschichten vom letzten Jahr und ersetzen Thorsten Fink durch Heiko Vogel. Das will doch keine Sau mehr lesen. Und wenn sogar Heiko Vogel findet, «ich würde lieber andere Stadien Europas kennen lernen», dann sollte dieser Wunsch gefälligst respektiert werden.
Real Madrid
Pro: Sogar wenn Real im «Clasico» krass unterlegen ist und 1:3 verliert, gibt es noch immer Menschen, die für die Madrilenen sind – selbst erlebt an diesem Wochenende im «Pickwick Pub». Das spricht ja irgendwie für die Anziehungskraft dieses Clubs. Ausserdem fehlt das Bernabeu-Stadion noch in der Sammlung von Alex Frei. Und Heiko Vogel könnte sich bei Real-Trainer José Mourinho ein paar Tipps abholen. Nein, nicht in Sachen Taktik. Aber als Modeberater ist der Portugiese sicher der richtige Mann für den Basler Neo-Chef. Und für die jüngere Damenwelt, die sich vom 48-jährigen Mourinho nicht mehr angesprochen fühlt, kommt ja noch er, Brilli im Ohr, Kleister im Haar – CR7: Cristiano Ronaldo (vgl. Abbildung oben).
Contra: José Mourinho, das ist der Trainer, der einerseits immer eine Verschwörungstheorie bereit hält, wenn er mal ein Spiel verliert. Der sich aber andererseits auch gerne mal im Getümmel an den Assistenten des Gegners heranschleicht, um ihm den Finger ins Auge zu drücken. Und Cristiano Ronaldo ist der einzige Spieler, den ich je in einem WM-Halbfinal live beobachtet habe, wie er interessiert auf der Grossleinwand die Wiederholung seiner letzten Aktion anschaut – während um ihn herum das Spiel weiterläuft.
Chelsea FC
Pro: Bereits seit dem 20. September 2007 ist José Mourinho nicht mehr Trainer der Londoner. Die haben seither vier Trainer verbraucht, womit sie allerdings klar unter der beeindruckenden Performance eines FC Sion oder auch von Neuchâtel Xamax geblieben sind. Nummer 5 hält sich derzeit noch im Amt und gehört zu den interessanteren Vertretern seines Fachs: Ähnlich gut gekleidet wie Mourinho, ähnlich akribisch in taktischen Fragen, ähnliche Nationalität (okay, identische). Nur der Drang, anderen ins Auge zu fassen, wurde bei André Villas-Boas bislang noch nicht registriert.
Contra: Chelsea wirkt noch immer wie der Carl Hirschmann unter den englischen Clubs. Ein Sprössling, der mit Geld um sich wirft, das er nicht selbst verdient – 2010 waren es wieder 85 Millionen Euro Verlust, die Chelsea auswies. Papa Abramowitsch kanns ja zahlen. Inzwischen sind die Londoner zwar vom mit noch mehr Geld um sich werfenden Manchester City im Ranking der Geldvernichtungsmaschinen überholt worden. Sympathisch sieht trotzdem anders aus.