Im Zeitalter reissender Informationsströme sind Journalisten wichtiger denn je. Es wäre aber an der Zeit, dass sie sich der Zeit anpassen.
Man kann es drehen und wenden wie man will: Der Beruf des Journalisten hat glänzende Zukunftsaussichten. Nicht trotz des Internets, sondern wegen des Internets.
Je mehr Information zugänglich wird, desto wichtiger sind Leute, die sie professionell verarbeiten. Die Zeit haben (oder sich nehmen), Information zu suchen und zu verarbeiten. Die das Wissen haben, sie zu prüfen und einzuordnen. Die Fertigkeiten haben, sie aufzubereiten. Und die die Haltung haben, dies alles nach bestem Wissen und Gewissen im Dienste der Öffentlichkeit zu tun.
Gefragt sind: Journalisten. Und wenn ich Journalisten schreibe, dann meine ich das genau so, wie es Wolfgang Blau, der Chefredaktor von «ZEIT Online» unlängst definiert hat: «Journalist ist, wer journalistisch arbeitet. Nicht, wer mit Journalismus Geld verdient.»
Journalisten sind gefragt und gefordert
Das bedeutet, dass etablierte Journalisten, jene die möglicherweise seit Jahren oder Jahrzehnten in Redaktionen arbeiten und ihr Geld mit Journalismus verdienen, nicht nur gefragt, sondern gefordert sind. Es gilt, jene Neugier, die sich jeder Journalist als eine seiner Kernkompetenzen beim Aufspüren von Geschichten attestiert, auch mal auf neue Arbeitsmittel und journalistische Formen zu richten. Zum Beispiel – Achtung, jetzt kommt’s – das Kuratieren von Inhalten. Es ist das aktuellste Reizwort in gewissen Journalistenkreisen (Schreibst du noch oder kuratierst du schon?). Und wie bei früheren Beispielen (User generated content, Blogs, Twitter) empört man sich entlang der selbstgeschaffenen Dichotomie: Bis hierin der Journalismus, da „das andere“. Als ob die Frage wäre: Wollen wir Journalismus oder Kuration?
Transparenter Umgang mit Quellen
Kuration ist Journalismus. Genauer betrachtet ist sie zugänglich gemachte Recherchearbeit. Der Journalist sucht nach Quellen, die dabei helfen, ein Thema verständlich zu machen. Anstatt das dadurch gesammelte Wissen nur in verdichteter Form in einem eigenen Beitrag zu veröffentlichen, bietet es sich je nach Situation an, die Originalquellen zu kommentieren und direkt zugänglich zu machen (siehe dazu auch: Die falsche Angst vor dem Link zur Konkurrenz).
Als Instrument zum Kuratieren von Inhalten aller Art hat sich Storify in letzter Zeit hervorgetan (und mit dem Update vom letzten Freitag seine Position zusätzlich gefestigt). Ob Tweets, Videos, Soundschnipsel, Wikipedia-Einträge oder Links – alles lässt sich einfach per Drag-and-Drop zusammenstellen und bei Bedarf mit eigenen Texteinschüben ergänzen. Fertig ist die kuratierte Geschichte, eine journalistische Form, die besonders offen und transparent mit ihren Quellen umgeht. Wo bitteschön liegt das Problem?