Mit einem Appell zum Frieden und zur Abschaffung aller Atomwaffen in der Welt hat die japanische Stadt Hiroshima am Donnerstag des Atombombenabwurfs vor 70 Jahren gedacht.
Zehntausende von Menschen versammelten sich am Morgen zu einer Schweigeminute um 8.15 Uhr. Zu diesem Zeitpunkt warfen die Amerikaner 1945 die erste im Krieg eingesetzte Atombombe über der westjapanischen Stadt ab. Unter den Anwesenden in Hiroshima waren auch der japanische Regierungschef Shinzo Abe, US-Botschafterin Caroline Kennedy sowie Abgesandte aus rund 100 Ländern.
Hiroshimas Bürgermeister Kazumi Matsui forderte in seinem Friedensappell die Abschaffung aller Atomwaffen. Die Überlebenden litten noch heute physisch und psychisch unter den Folgen der Verstrahlung.
In seiner Rede in Hiroshima kündigte Abe an, Japan werde bei der UNO-Vollversammlung im September einen neuen Resolutionsentwurf zur Abschaffung von Atomwaffen einbringen.
Aufruf an Obama
Bürgermeister Matsui rief US-Präsident Barack Obama und andere Politiker auf, nach Hiroshima zu kommen und den Schilderungen der Überlebenden zuzuhören. Ausserdem rief er die Welt auf, dem Weg des Pazifismus, wie ihn die japanische Nachkriegsverfassung verkörpere, zu folgen.
Dass die Regierung von Ministerpräsident Shinzo Abe gerade eine weitreichende Militärreform auf den Weg gebracht hat, die nach Ansicht von Kritikern eine Abkehr von eben diesem Pazifismus bedeutet, liess der Bürgermeister unerwähnt.
UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon schloss sich in einer verlesenen Grussbotschaft dem Appell der Überlebenden der Atombombenabwürfe an: «No more Hiroshimas. No more Nagasakis.»
70’000 auf einen Schlag tot
Von den 350’000 Bewohnern der westjapanischen Stadt starben damals auf einen Schlag schätzungsweise mehr als 70’000 Menschen. Bis Ende Dezember 1945 erhöhte sich die Zahl der Toten auf 140’000.
Drei Tage später warfen die Amerikaner eine zweite Atombombe über Nagasaki ab. Bis Dezember starben dort weitere 70’000 Menschen. Kurz nach Abwurf der beiden Atombomben kapitulierte Japan. Noch heute sterben Menschen an den Spätfolgen der atomaren Strahlung.