Das energiehungrige Japan muss ab Anfang Mai ohne Atomstrom auskommen. Ab 6. Mai werde „vorübergehend“ keiner der 54 japanischen Atomreaktoren mehr am Netz sein, sagte Industrieminister Yukio Edano am Sonntag.
Tags zuvor soll der letzte, noch arbeitende Atomreaktor für Wartungsarbeiten vom Netz genommen werden. Er gehört zu einem Atomkraftwerk in Hokkaido.
Edano hatte am Freitag darauf hingewiesen, dass die Regierung in einigen Wochen zwei Atommeiler in Oi, nördlich von Osaka, wieder in Betrieb nehmen will. Allerdings ging der Gouverneur von Fukui nicht auf den Aufruf des Industrieministers ein, umgehend eine Genehmigung für die Inbetriebnahme zu erteilen.
Am 11. März 2011 waren nach einem Erdbeben der Stärke 9,0 riesige Tsunamiwellen über das Kraftwerk in Fukushima gegangen. Daraufhin fielen noch am selben Tag die Kühlsysteme der Anlage aus, was den schwersten Reaktorunfall seit der Atomkatastrophe von Tschernobyl auslöste.
Im Umkreis von 20 Kilometern um das Atomkraftwerk wurde eine Sperrzone eingerichtet, die rund 100’000 Menschen verlassen mussten.
Die Atomkraft ist seit dem Unglück extrem umstritten. Andererseits befürchtet die Regierung Stromengpässe, vor allem durch den intensiven Betrieb von Klimaanlagen im Sommer. Die Umweltorganisation Greenpeace vertrat jedoch die Ansicht, es werde keine Engpässe geben, selbst wenn alle Atomkraftwerke abgeschaltet seien.