Nach dem Tod von neun Menschen beim teilweisen Einsturz eines Autobahntunnels in Japan hat die Regierung in Tokio eine umfangreiche Überprüfung ähnlicher Tunnel angeordnet. Alle 49 Tunnel gleicher Bauart würden nach dem Unglück vom Wochenende inspiziert, teilte das Verkehrsministerium mit.
Für alle Tunnel gleicher Bauweise seien sofortige Inspektionen veranlasst worden, erklärte das Verkehrsministerium am Montag in Tokio weiter. Wahrscheinlich würden „umfangreiche Investitionen“ in die Infrastruktur der Autobahnen nötig, die vielfach aus der Zeit des Wirtschaftsbooms in den 1950er bis 70er Jahren stammt.
Das Unglück hatte sich am Sonntag im Sasago-Tunnel, etwa 80 Kilometer westlich der Hauptstadt Tokio, ereignet. Auf mindestens 110 Metern fielen Betonplatten, jede von ihnen anderthalb Tonnen schwer, auf die Fahrbahn und begruben mehrere Autos unter sich. Ausserdem brach ein Feuer aus.
Der Sasago-Tunnel ist mit 4,7 Kilometern einer der längsten Tunnel Japans. Bereits am Montag begannen Ingenieure, mehrere ähnlich gebaute Tunnel in der Umgebung zu untersuchen.
Fehlende Tests an Stahlträgern
Der Tunnel-Betreiber NEXCO nannte das Alter des Tunnels als eine mögliche Unglücksursache. Laut NEXCO wird bei den Inspektionen insbesondere auf eventuelle Risse oder andere Auffälligkeiten im Baumaterial geachtet.
Ausserdem werden Rückschlüsse aus der Akustik des Baus gezogen, indem er mit einem Hammer abgeklopft wird. Bei der alle fünf Jahre fälligen Überprüfung des Sasago-Tunnels im September gab es allerdings keine akustischen Tests an den Stahlträgern, die die schweren Betonplatten stützten, wie die Behörden eingestanden.
Auf Videoaufnahmen aus dem Tunnel war zu sehen, dass Betonblöcke in einem V-Muster hinabgestürzt waren. Experten zufolge könnte dies darauf hindeuten, dass es ein Problem mit der Stabilität der tragenden Säulen gegeben habe. Drei Fahrzeuge wurden verschüttet, Augenzeugen schilderten erschütternde Szenen.
Einsatzkräfte bergen Leichen
In einem Fahrzeug wurden die verkohlten Leichen von drei Männern und zwei Frauen gefunden, die laut einem Bericht alle um die 20 Jahre alt waren. Auch die Leiche eines Lastwagenfahrers wurde geborgen. Berichten zufolge handelte es sich um einen 50-Jährigen, der zuvor seine Kollegen telefonisch um Hilfe gebeten hatte. In einem weiteren Fahrzeug starben nach Behördenangaben ein älterer Mann und zwei ältere Frauen.
NEXCO-Chef Takekazu Kaneko sprach den Hinterbliebenen sein „zutiefst empfundenes Beileid“ aus. Am Montag waren weiter Einsatzkräfte am Unglücksort. Es ging vor allem um die Bergung der Leichen.
Zu Japans riesigem Autobahnnetz zählen mehr als 1500 Tunnel. Nach Angaben des Verkehrsministeriums sind rund ein Viertel von ihnen über 30 Jahre alt. Sicherheits-Checks sind auch deshalb wichtig, weil es in Japan häufig Erdbeben gibt.