Der frühere japanische Regierungschef Naoto Kan hat vor einem Untersuchungsausschuss sein Vorgehen während des Reaktorunfalls von Fukushima verteidigt. Zugleich räumte er aber auch Versäumnisse seiner Regierung ein.
Während der zweieinhalbstündigen Anhörung am Montag entschuldigte sich Kan dafür, dass die Regierung die Krise nicht habe stoppen können. Mehrere Entscheidungen seien zu spät gefallen. „Es wäre besser gewesen, das wäre früher getan worden“, wiederholte Kan während der Befragung durch die Parlamentarier und Experten mehrmals.
Als sich der Reaktorunfall infolge des Tsunamis am 11. März 20011 ereignet habe, sei der Staat für die Reaktionen verantwortlich gewesen, weil sich der Unfall in einer Anlage ereignet habe, deren Betrieb „Resultat staatlicher Politik“ gewesen sei, sagte Kan.
Der Ex-Regierungschef musste Stellung zu mehreren umstrittenen Punkten nehmen – zu seinem Besuch in Fukushima am Morgen nach dem Unfall, zu Verzögerungen bei der Belüftung der Anlage zur Verhinderung einer Gasexplosion, zur Notkühlung der Brennstäbe mit Meerwasser sowie zur Ablehnung technischer Hilfe aus den USA in den Tagen nach dem Unglück.
Der Ausschuss unter dem Vorsitz des Wissenschaftlers und ehemaligen politischen Beraters Kiyoshi Kurokawa soll seinen Bericht im Juni vorlegen.
Kan seit Unfall ein Atomkraftgegner
Das Kraftwerk Fukushima war beim Erdbeben vom 11. März 2011 und dem anschliessenden Tsunami schwer beschädigt worden. Da in den folgenden Wochen grosse Mengen Radioaktivität freigesetzt wurden, mussten insgesamt 80’000 Menschen die Gegend um das Kraftwerk verlassen.
Kan wurde nach dem Unfall zum Atomkraftgegner. Japan ist seit Anfang Mai erstmals seit dem Jahr 1970 ohne Atomenergie, nachdem auch der letzte von 50 Reaktoren des Landes zur Wartung abgeschaltet wurde.