Japans Regierungschef opfert für umstrittenen Kriegsschrein

Japans rechtskonservativer Ministerpräsident Shinzo Abe hat dem umstrittenen Kriegsschrein Yasukuni in Tokio eine Opfergabe zukommen lassen. Von einem Pilgergang zum Frühjahrsfest des Schreins sah Abe am Dienstag aber ab, wie Medien berichteten.

Traditioneller Tanz am Eingang zum Yasukuni-Schrein (Bild: sda)

Japans rechtskonservativer Ministerpräsident Shinzo Abe hat dem umstrittenen Kriegsschrein Yasukuni in Tokio eine Opfergabe zukommen lassen. Von einem Pilgergang zum Frühjahrsfest des Schreins sah Abe am Dienstag aber ab, wie Medien berichteten.

Anscheinend wollte der für seine nationalistische Agenda bekannte Abe die Beziehungen mit China und Südkorea, die Opfer der Aggressionen Japans im Zweiten Weltkrieg waren, nicht noch mehr belasten.

Peking reagierte aber mit scharfer Kritik auf die Opfergabe. «Wir rufen Japan auf, sich ernsthaft mit seiner brutalen Geschichte auseinanderzusetzen», sagte der Sprecher von Chinas Aussenministerium, Hong Lei.

70 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges sei der richtige Umgang mit der Geschichte besonders wichtig. Nur so könne Japan wieder vertrauen unter seinen Nachbarn gewinnen.

In dem Schrein wird der Seelen von in Kriegen fürs Kaiserreich Gestorbenen gedacht – darunter die von 14 hingerichteten Kriegsverbrechern. Opfergaben und Pilgerbesuche hochrangiger Politiker lösen immer wieder Spannungen mit den Nachbarländern China und Südkorea aus.

Kriegsvergangenheit beschönigen

Kritiker werfen Abe vor, er wolle Japans Kriegsvergangenheit weisswaschen. Kurz vor seiner Opfergabe für den Yasukuni-Schrein signalisierte Abe so deutlich wie bisher noch nie, dass er in einer Erklärung zum 70. Jahrestag des Kriegsendes im August nicht die Entschuldigungserklärungen bisheriger Regierungen zu wiederholen gedenke.

Worte wie «Aggression» wolle er demnach nicht benutzen, berichtete die japanische Nachrichtenagentur Jiji Press. «Es gibt keine Notwendigkeit für eine neue Erklärung, wenn es dieselbe wäre wie vorherige», sagte Abe dem Bericht nach in einer TV-Sendung.

Eine Verwässerung früherer Entschuldigungen für Japans Aggressionen und Kolonialherrschaft würde die Spannungen mit den früheren Opfern China und Südkorea verschärfen, warnen Kritiker. Er wolle in seiner Erklärung seine eigenen Gedanken als Regierungschef zu Japans Vergangenheit, der Reue für den Krieg und Japans darauf basierendem Weg als friedfertigem Land deutlich machen, sagte Abe laut Medien.

An diesem Mittwoch will Abe bei einer Asien-Afrika-Konferenz in Indonesien eine Rede halten. Ob es am Rande auch zu einem Treffen mit dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping kommt, bleibt abzuwarten. Eine weitere mit grosser Spannung erwartete Rede wird Abe nächste Woche in den USA halten. Washington ist Japans Sicherheitspartner.

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