Nach UPC Cablecom lanciert auch die Swisscom ihr Konkurrenzangebot zu Netflix. Mit einem Pauschaltarif für Serien, Filme, Dokumentationen, Sport- und Kindersendungen will der grösste Schweizer Telekomkonzern das Angebot des US-Riesen kontern, der Mitte September in der Schweiz gestartet ist.
Ab dem (heutigen) Dienstag stünden über 5000 Titel bei der Swisscom zur Auswahl bereit, sagte der Leiter des TV-Privatkundengeschäfts der Swisscom, Dirk Wierzbitzki, vor den Medien in Zürich. Davon seien rund 2000 Titel Serien, 1350 Sportsendungen und 500 bis 600 Filme verfügbar. Der Rest seien Kindersendungen und Dokumentationen.
Während Netflix die Kunden mit exklusiven Inhalten wie selbst produzierten Serien wie beispielsweise «House of Cards» locken will, setzt die Swisscom neben internationalen Topserien auch auf deutschsprachige und Schweizer Produktionen wie etwa die Comedyshows vom Arosa Humorfestival.
«Wir machen ein Angebot für den Schweizer Markt. Wir haben nicht den paneuropäischen Markt im Auge», sagte Willy Heinzelmann, der operative Chef der Swisscom-Tochter Teleclub. Es gebe auch eine Anzahl von Eigenproduktionen wie beispielsweise «Persönlich» mit Claudia Lässer. Punkten will die Swisscom mit einem Sportarchiv, das Live-Spiele oder Sportmagazine wenige Tage nach der Ausstrahlung enthält.
Videothek wird ausgebaut
Ausserdem sind bei der Swisscom viele Serien und Filme im Programm, die es auch bei anderen Anbietern zu sehen gibt. Die Kinofilme sind meist mehrere Jahre alt. Wer aktuelle Streifen oder Live-Sport sehen will, muss auf das kostenpflichtige Angebot ausweichen, wie die Verantwortlichen erklärten. Die Videothek werde laufend ergänzt und bis Ende Jahr auf rund 7000 Titel anwachsen, hiess es weiter.
Die Swisscom startet das Pauschalangebot zunächst nur in der Deutschschweiz. Für die Kunden in der Westschweiz sei ein Angebot in Vorbereitung, das im nächsten Sommer in Betrieb gehen soll. Ein Angebot für die italienischsprachigen Zuschauer werde geprüft, sagte Wierzbitzki.
Insgesamt können alle Kunden der neuesten Swisscom TV-Variante mit Namen «Swisscom TV 2.0» das Pauschalangebot bestellen. Das seien derzeit über 250’000 Haushalte, sagte Wierzbitzki. Insgesamt hat die Swisscom über 1,2 Millionen TV-Kunden.
Damit ist der «blaue Riese» im Vergleich zu Netflix ein Zwerg. Der US-Videodienst zählt rund 53 Millionen Kunden, davon gut 37 Millionen in den USA. Zahlen zur Nutzung in der Schweiz gibt es nicht.
Mehrkampf eröffnet
Mit einem Preis von 12.90 Franken pro Monat liegt die Swisscom auf dem Niveau von Netflix, wo das vergleichbare Abonnement 12.90 Franken kostet. Billiger ist Cablecom, die für 9.95 Franken pro Monat ein eigenes Pauschalangebot zwei Wochen vor dem Netflix-Start lanciert hatte.
Über «MyPrime» könnten derzeit mehr als 7500 Serien, Filme, Kinder- und Dokumentationssendungen abgerufen werden. Das Angebot werde bis Ende Jahr auf über 10’000 Titel ausgebaut, sagte Sprecher Andreas Werz auf Anfrage. Täglich nutzten 50’000 Kunden «MyPrime» – Tendenz steigend. «Wir sind sehr zufrieden.» Im Unterschied zur Swisscom und Netflix ist «MyPrime» auch in der italienischsprachigen Schweiz verfügbar.
Damit ist der Mehrkampf um den Schweizer Serienfan eröffnet. Neben Swisscom, Cablecom und Netflix buhlen auch kleinere Anbieter wie die Westschweizer Hollystar um den TV-Zuschauer. Eine bedeutende Rolle spielt auch Apple, die hierzulande die Nummer zwei im Markt für Video auf Abruf sein dürfte, aber keine Serien anbietet.