Er hat nie die Wut verloren: Auf die Ungerechtigkeiten, die die Welt bietet.Er ist einer der hochdekorierten Film-Regisseure, der die Traumfabrik meidet. Sein letzter Film verrät warum.
Ken Loach ist mit seinen Filmen immer mit Köpfchen gegen Wände gerannt. Dabei hat er sich mit Vorliebe Wände ausgesucht, die dem Glück der Menschen im Wege stehen. Immer wieder hat er sie im Katholizismus ausgemacht. Zuletzt in Irland, in «The Wind That Shakes the Barley» , mit dem er in Cannes 2006 die goldene Palme gewann. Jetzt ist er nach Irland zurückgekehrt, für seinen letzten Film – wie er sagt.
Zurückgekehrt nach Irland ist auch der junge Jimmy Gralton. Nach zehnjährigem Exil in New York will er nichts anderes, als vor zehn Jahren auch wollte: Die Gemeindehalle wieder der Öffentlichkeit zugänglich machen, damit in ihr getanzt werden kann, aber auch Sprachen gelernt werden können und die Jugend des Städtchens die Künste üben darf – und tanzen.
Bildung ist schliesslich die mächtigste Waffe, um die Welt zu verändern.
Aber Bildung ist eben der Kirche ein Dorn im Auge, zumal sie mit Spass verbunden sein kann. Auch ist der Kirche die Autonomie des Hauses ein Dorn im Auge. Schon sieht sich Jimmy wieder den Vorwürfen ausgesetzt, deretwegen er vor zehn Jahren fliehen musste: Kommunismus!
Zehn Jahre hat er in der Stadt hinter der Freiheitsstatue verbracht, um der Verhaftung im eigenen Land zu entgehen. Steht jetzt wieder eine bevor?
Gegen einen abgelutschten Revolutions-Begriff
Ken Loach erzählt das alles leicht voraussehbar, ja, etwas gar schematisch. Ohne Schnickschnack, ohne Effekthascherei, mit all seiner zornigen Leidenschaft. Er mag neben all zynisch zelebrierten Weltuntergangsfilmen verstaubt wirken. Dennoch bietet er einen illustren Ausflug in eine verlorene Revolutionsromantik.
Revolution ist ein Begriff, der, seit er auf fast alles angewendeet wird, wo Freischärler sich um die Freiheit der anderen scheren, doch irgendwie schützenwsert geworden ist. Denn nicht immer, wenn Horden andere Horden niedermachen, ist das eine Revolution, auf welchem Platz sie auch immer stattfand. Aber immer, wenn in den Köpfen von Menschen neue Ideen auftauchen. Dann ist das der Anfang von jener Revolution, von der Loach immer wieder versucht zu erzählen.
Gegen die Wand
Dennoch sieht es ein wenig so aus, als würde Ken Loach diesmal mit dem Kopf ins Leere rennen: Vielleicht ist er auch einfach müde geworden, eine immer komplizierter werdende Welt noch komplizierter erzählen zu müssen: Uns hilft es, wenn seine Filme einfacher werden, allerdings nur kurz. Spätestens wenn wir das Kino verlassen, wird die Welt schon wieder ein wenig komplexer als in Loachs Vergangenheitstraum. Und Revolution ist schon lange keine mehr in Sicht.
Der Film läuft ab Donnerstag in den Kult-Kinos