Der jordanische König Abdullah II. hat am Montag zum ersten Mal seit mehr als einem Jahrzehnt das Westjordanland besucht. Er wurde in Ramallah feierlich von einer Ehrengarde empfangen.
Der Besuch wurde als demonstrative Unterstützung für den gemässigten Palästinenserpräsidenten Mahmud Abbas gewertet, mit dem Abdullah II. in dessen Amtssitz zusammentraf. Der heute 49-jährige König hatte Ramallah zuletzt im April 2000 besucht. Damals war noch Jassir Arafat Palästinenserpräsident.
Der König wollte mit seinem Besuch vor allem den stockenden Nahost-Friedensprozess voranbringen. Der mitgereiste jordanischen Aussenminister Nasser Dschude sagte in Ramallah: „Wir unterstützen die Wiederaufnahme direkter Verhandlungen, weil das Ziel die Einrichtung eines unabhängigen Palästinenserstaates ist.“
Eine Einigung mit Israel über Grenzen und Sicherheit werde dem illegalen Siedlungsausbau in den Palästinensergebieten ein Ende setzen. Abbas fordert als Vorbedingung für neue Gespräche einen Siedlungsstopp sowie die Festlegung der Grenzen vor dem Sechstagekrieg von 1967 als Ausgangspunkt.
Warnung an Israel
Der jordanische König hatte vergangene Woche im Gespräch mit dem britischen Sender BBC gewarnt, Israel sei angesichts der Umwälzungen in der arabischen Welt instabiler als früher. „Wenn es sich nicht darüber klar wird, ob es wirklich eine Zwei-Staaten-Lösung will, dann denke ich, dass Israel – wie wir es kennen – auch ein Verfallsdatum hat“, sagte Abdullah II.
Wenn Israel sich nicht vorwärts bewege, werde auch Jordanien „sehr unter Druck geraten“. Die islamische Opposition in Jordanien fordert eine Aufhebung des Friedensvertrags mit Israel aus dem Jahre 1994. Im Jahre 2000 hatte der jordanische König auch Israel besucht, diesmal liess er den jüdischen Staat demonstrativ aus.
Einheitsregierung möglich
Der Besuch des Königs kam vor einem für Donnerstag in Kairo geplanten Treffen von Abbas mit dem Exilchef der radikalislamischen Hamas, Chalid Maschaal. Nach jüngsten Medienberichten könnten Hamas und die gemässigtere Fatah eine gemeinsame Regierung ohne den bisherigen Ministerpräsidenten Salam Fajad bilden.
Fajad gilt wegen seiner moderaten Positionen als Liebling des Westens. Die Hamas bezeichnet ihn hingegen als Verräter.