JPMorgan zahlt im Hypothekenstreit wohl 13 Milliarden Dollar

Sechs Jahre nach Ausbruch der Finanzkrise muss die grösste US-Bank JPMorgan offenbar mit einer Rekordstrafe von 13 Milliarden Dollar für dubiose Hypotheken-Geschäfte büssen. Darauf hat sich die Bank laut Medienberichten mit dem Justizministerium geeinigt.

Hauptsitz von JPMorgan an der Park Avenue in New York (Symbolbild) (Bild: sda)

Sechs Jahre nach Ausbruch der Finanzkrise muss die grösste US-Bank JPMorgan offenbar mit einer Rekordstrafe von 13 Milliarden Dollar für dubiose Hypotheken-Geschäfte büssen. Darauf hat sich die Bank laut Medienberichten mit dem Justizministerium geeinigt.

Es wäre der bislang teuerste Vergleich eines US-Unternehmens mit der Regierung. Wie die Zeitungen «Wall Street Journal», «New York Times» und «Washington Post» am Samstag berichteten, sollen mit 4 Mrd. Dollar Vorwürfe beglichen werden, JPMorgan habe den öffentlich geförderten Immobilienfinanzierern Fannie Mae und Freddie Mac vor der Finanzkrise 2008 überbewertete Hypotheken-Papiere verkauft.

Mit weiteren 4 Mrd. Dollar sollen betroffene Anleger für ihre Verluste entschädigt werden und 5 Mrd. Dollar seien an Strafzahlungen vorgesehen. Eine vollständige Befreiung der Bank von einer strafrechtlichen Verantwortung sei damit allerdings nicht verbunden.

Die Entscheidung für diese vorläufige Pauschallösung sei bei einem Telefonat zwischen JPMorgan-Chef Jamie Dimon und Justizminister Eric Holder am Freitagabend gefallen, berichtete die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf einen Insider.

Wird die Einigung verbindlich, müsste JPMorgan tiefer in die Tasche greifen als erwartet: Bislang war von 11 Mrd. Dollar die Rede. JPMorgan und das Justizministerium wollten sich zunächst nicht dazu äussern.

Ansehen belastet

JPMorgan Chase galt lange als Vorzeigebank, weil sie die US-Hypothekenkrise am besten überstand, doch geriet auch sie wegen des Vorwurfs unseriöser Hypotheken-Geschäfte in die Kritik. JPMorgan werden Gesetzesverstösse beim Verkauf von Wertpapieren und Immobilienkrediten vorgeworfen, die von 2005 bis 2007 und damit aus Zeiten vor der Krise herrühren.

Die Bank zahlte bereits 5,3 Mrd. Dollar zur Beilegung mehrerer Rechtsstreitigkeiten wegen ihrer Verkaufspolitik bei gefährlichen Finanzpapieren. Gerade musste JPMorgan ihren ersten Quartalsverlust seit fast zehn Jahren bekanntgeben. Alleine für Prozesskosten gab das Geldhaus 9,15 Mrd. Dollar aus.

Die Rekordstrafe von 13 Mrd. Dollar wären nach Einschätzung von Analysten zwar schmerzhaft, aber zu verkraften. Bis auf das vergangene Vierteljahr liegt der JPMorgan-Gewinn pro Quartal bei etwa 5 bis 6 Mrd. Dollar. Die Bank hat 23 Mrd. Dollar für Rechtsstreitigkeiten auf der hohen Kante.

Altlasten abwerfen

JPMorgan wehrte sich einem zweiten Insider zufolge lange dagegen, weiter die strafrechtliche Verantwortung zu übernehmen. Allerdings sei die Regierung in diesem Punkt hart geblieben. Die Bank habe schliesslich keine Alternative gesehen, als nachzugeben. «Sie tun alles, um die Sache hinter sich zu bringen», sagte Branchenexperte Walter Todd von Greenwood Capital Associates zu den Verhandlungen.

JPMorgan hatte zuletzt immer wieder Ärger mit Behörden und der Justiz, so etwa wegen des Handelsskandals um den sogenannten «Wal von London» – einen Händler, der mit riesigen Derivate-Positionen 6,2 Mrd. Dollar verzockte.

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