Jürg Marti verlässt das Bundesamt für Statistik

Der Direktor des Bundesamtes für Statistik (BFS), Jürg Marti, räumt seinen Posten per sofort. Grund dafür sei „das angespannte Arbeitsklima“, gab das Eidgenössische Departement des Innern (EDI) am Mittwoch bekannt.

Jürg Marti verlässt das Bundesamt für Statistik (Archiv) (Bild: sda)

Der Direktor des Bundesamtes für Statistik (BFS), Jürg Marti, räumt seinen Posten per sofort. Grund dafür sei „das angespannte Arbeitsklima“, gab das Eidgenössische Departement des Innern (EDI) am Mittwoch bekannt.

Marti stand in den vergangenen Wochen in der Kritik: Die „SonntagsZeitung“ hatte Vorwürfe von Mitarbeitenden publik gemacht. Dabei ging es um Führungsmängel, Sexismus und abschätzige Bemerkungen über Homosexuelle.

EDI-Generalsekretär Lukas Bruhin traf in diesem Zusammenhang die Verfasserinnen und Verfasser eines zunächst anonymen Briefes und weitere BFS-Mitarbeitende, die sich aufgrund der Medienberichterstattung bei ihm gemeldet hatten, wie EDI-Sprecherin Nicole Lamon auf Anfrage erklärte.

Das EDI kann die Vorwürfe laut Lamon nicht bestätigen. Sie würden derzeit geprüft. Der 50-jährige Marti hatte sie gegenüber der „SonntagsZeitung“ als unwahr zurückgewiesen.

Personalverband erleichtert

Das EDI will nach Martis Abgang wieder Ruhe ins BFS bringen. Eine administrative Untersuchung soll Licht ins Dunkel bringen und die Situation klären helfen. „Wir wollen Lehren aus der aktuellen Situation im BFS ziehen“, erklärte Lamon.

Der Personalverband transfair begrüsste am Mittwoch den „unumgänglichen Entscheid eines Direktionswechsels“ beim BFS. Eine Mitgliederbefragung im Juni 2012 habe gezeigt, dass sich Mitarbeitende durch die Direktion übermässig kontrolliert fühlten und dadurch eine Atmosphäre von Misstrauen und teilweise auch Angst herrsche.

Transfair zählt in seiner Mitteilung eine Reihe von Gesprächen und Massnahmen auf, die aufgrund der schwierigen Situation im BFS geführt und getroffen wurden. So etwa eine Aussprache, in welcher ein Teamentwicklungsprozess vereinbart wurde – beginnend auf Stufe Geschäftsleitung. Später kontaktierte transfair einzelne Mitglieder der Geschäftsprüfungskommission wegen des gestiegenen Leidensdrucks im BFS.

Jahreslohn als Abgangsentschädigung

Marti verlässt das BFS in gegenseitigem Einvernehmen und per sofort und erhält „die übliche Abgangsentschädigung von einem Jahreslohn“, dessen Maximum bei 291’000 Franken liegt. Die interimistische Führung übernimmt François Baumgartner. Er ist derzeit Leiter der Abteilung Gesundheit und Soziales und Mitglied der Geschäftsleitung.

Der Bundesrat dankte Marti am Mittwoch „für seinen Einsatz und seine Leistungen im und für das BFS“. Gemäss EDI wird die Stelle „Direktor/in BFS“ in den nächsten Wochen zur Wiederbesetzung ausgeschrieben.

Marti trat die Direktorenstelle im Januar 2009 an. Zuvor hatte er fast sieben Jahre als Vizedirektor des Bundesamtes für Verkehr geamtet und die Abteilung Überwachung geleitet.

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