Jugendliche spielen fast doppelt so häufig wie Erwachsene. Beim Online-Spiel sind vor allem Männer gefährdet, und in Casinos werden Personen mit Migrationshintergrund besonders oft gesperrt. Dies sind die Ergebnisse dreier Studien aus der Schweiz.
Diese waren im Rahmen eines interkantonalen Programms durchgeführt worden. Bisherige Untersuchungen haben unter anderem jugendliches Alter, Migrationshintergrund und das Online-Spiel als Risikofaktoren für Spielsucht identifiziert, wie die Stiftung Sucht Schweiz am Donnerstag mitteilte.
Die drei Studien sollten Hinweise liefern, wie Präventionsmassnahmen für diese Risikogruppen ausgestaltet und verbreitet werden sollten.
Lotto und Toto
Jugendliche spielen fast doppelt so häufig wie Erwachsene, vor allem Lotterien und Totospiele, schreibt „Sucht Schweiz“. Dies schliesst eine Forschungsgruppe der Uni Lausanne aus einer Befragung von 3272 Jugendlichen im Alter von 16 bis 17 Jahren an Gymnasien, Berufs- und Fachmittelschulen zu ihrem Spielverhalten.
Knapp ein Drittel der Teenager hatte in den letzten 12 Monaten an Geldspielen teilgenommen, während 5,6 Prozent als gefährdete oder problematische Spieler beurteilt wurden. Dies äussert sich darin, dass häufiger, länger und um immer mehr Geld gespielt wird und dass andere Aktivitäten und Verpflichtungen vernachlässigt werden.
Knaben spielen doppelt so häufig wie Mädchen, und besonders gefährdet sind männliche Lehrlinge und im Ausland geborene Jugendliche. Die Forscher empfehlen, zur Prävention auch die Eltern zu informieren. „Nur wenige Eltern betrachten das übermässige Spielen bei Jugendlichen als Risikoverhalten“, schreiben sie im Schlussbericht – anders als etwa Substanzkonsum oder ungeschützten Sex.
Migration als Risikofaktor
Ein erhöhtes Risiko bei bestimmten Migrantengruppen fanden auch Forschende der Hochschule Luzern Soziale Arbeit. Sie hatten die Daten von 2497 gesperrten Spielern dreier Schweizer Casinos analysiert. Eine Spielsperre kann vom Casino auferlegt oder von Spielern freiwillig beantragt werden.
Personen aus den Ländern des ehemaligen Jugoslawien waren am häufigsten vertreten (41,8 Prozent), gefolgt von Spielern aus der Türkei (16,1) und Italien (10,9). Dies ist laut den Forschenden deutlich mehr als ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung. Die meisten gesperrten Personen sind zwischen 26 und 45 Jahre alt und männlich.
Die Forschenden folgern, dass präventive Massnahmen für diese Bevölkerungsgruppen angezeigt wären. Der speziellen Lebenssituation von Migranten sei jedoch Rechnung zu tragen, da diese zu einer hohen Motivation für die vermeintliche rasche Geldvermehrung beitrage.
Das Internet als Spielhölle
Unter den Online-Glücksspielenden auf Swisslos.ch sind Männer mit 84 Prozent in der Überzahl, wie eine Studie des Forschungs- und Beratungsbüros INFRAS ergab. Vier Prozent zeigten riskantes und ein Prozent problematisches Spielverhalten, darunter am häufigsten die 18- bis 29-Jährigen. Die Forscher legen nahe, Präventionsangebote verstärkt im Internet zu platzieren, da diese Gruppe viel Zeit online verbringe.
Experten schätzen, dass in der Schweiz zwischen 80’000 und 120’000 Menschen auf problematische Weise Glücksspiele spielen – mit Folgen für die psychische und körperliche Gesundheit sowie die finanzielle und soziale Situation, heisst es im Communiqué.
Die drei Studien hat Sucht Schweiz im Rahmen des 2009 lancierten Interkantonalen Programms Glücksspielsuchtprävention Nordwest- und Innerschweiz in Auftrag gegeben. Sie wurden von den beteiligten Kantonen (AG, BE, BL, BS, LU, OW, NW, SO, UR, ZG) über die gesetzlich vorgesehene Spielsuchtpräventionsabgabe der Landeslotterien an die Kantone finanziert.