In der Oberwalliser Augstbordregion ist ein Jungwolf gesichtet worden. Die Behörden gehen nun davon aus, dass sich in der Gegend ein Rudel gebildet hat. Will der Kanton Wallis den Wolfsbestand reduzieren, braucht er in einem solchen Fall die Zustimmung des Bundes.
Entdeckt wurde das Jungtier von einem Mitarbeiter für Raubtierökologie und Wildtiermanagement (Kora) in der Gegend der Eischollalp. Dieser erstellte mehrere Fotos vom jungen Wolf und leitete diese an das Bundesamt für Umwelt (BAFU) weiter. Das BAFU informierte daraufhin am Montag die Walliser Dienststelle für Jagd, Fischerei und Wildtiere (DJFW) über die Anwesenheit des Wolfes.
Nach Prüfung der Fotos gelangte die DJFW zum Schluss, dass darauf eindeutig ein Jungwolf abgebildet sei, wie sie am Dienstag mitteilte. Sie müsse somit von einer Rudelbildung in der Augstbordregion ausgehen. Eine Privatperson hatte zudem in derselben Gegend einen erwachsenen Wolf mit drei Jungtieren beobachtet.
Im Frühling waren in derselben Region ein weiblicher (F14) und ein männlicher Wolf (M59) identifiziert worden. Es galt seit längerer Zeit als wahrscheinlich, dass die beiden Wölfe ein Rudel gebildet haben.
Andere Regeln bei Rudel
Nach der geltenden Gesetzgebung können bei einer Rudelbildung keine Einzelabschussbewilligungen mehr erlassen werden. Für eine Bestandesreduktion braucht es in einem solchen Fall die Zustimmung des Bundesamtes für Umwelt (BAFU).
Die Abschussquote hängt von der Anzahl der festgestellten und dokumentierten Jungtiere ab. Zudem muss laut der eidgenössischen Jagdverordnung ein «grosser Schaden an geschützten Nutztieren vorliegen». Dies ist der Fall, wenn innerhalb von vier Monaten mindestens 15 Tiere gerissen werden. Auch eine Gefährdung der Bevölkerung kann eine «Regulation» rechtfertigen.
Die Dienststelle für Jagd, Fischerei und Wildtiere muss nun als nächstes die Anzahl der Jungtiere ermitteln, bevor das weitere Vorgehen festgelegt werden kann. Die Praxis in den anderen betroffenen Kantonen zeige, dass hierfür eine intensive Überwachung mit Fotofallen nötig sei, schreibt sie in ihrer Medienmitteilung.
Umweltschützer freuen sich
Freudig zeigte sich am Dienstag ob der Neuigkeit die Umweltschutzorganisation WWF Schweiz. «JUHUU! Ein Jungwolf wurde in der Augstbordregion gesichtet! Wir freuen uns!», teilte sie via Twitter mit.
WWF und Pro Natura hatten eine am 14. Juni vom Kanton Wallis erteilte Wolfsabschussbewilligung für dieselbe Region heftig kritisiert. Das Überleben des vermuteten Wolfsrudels werde damit aufs Spiel gesetzt, kritisierten die Organisationen damals. Die Bewilligung verstrich nach 60 Tagen allerdings folgenlos.
Während der Dauer der Abschussbewilligung kam es hingegen zu neuen Rissen ausserhalb des festgelegten Abschussperimeters. Die Lage werde neu beurteilt, falls es weitere Risse auf den Alpen oder Herbstweiden erfolgen sollten, hielt der Kanton Wallis nach Ablauf der Frist Mitte August fest.
Vor der Abschussbewilligung waren in der Augstbordregion über 50 Schafe und Ziegen gerissen worden.