Jury und Publikum zeichnen in Solothurn Migrationsfilme aus

Thematisch ähnlich gelagerte Sieger in den Hauptkategorien: Mit «L’escale» und «Neuland» haben sowohl die Jury, die an den 49. Solothurner Filmtagen den «Prix de Soleure» vergab, wie das Publikum Filme über junge Migranten ausgezeichnet.

Publikum und Jury bei Auszeichnungen im Gleichklang (Bild: zvg) (Bild: sda)

Thematisch ähnlich gelagerte Sieger in den Hauptkategorien: Mit «L’escale» und «Neuland» haben sowohl die Jury, die an den 49. Solothurner Filmtagen den «Prix de Soleure» vergab, wie das Publikum Filme über junge Migranten ausgezeichnet.

Damit gehen die grossen Preise des Festivals an Streifen, die dem dominierenden Thema der diesjährigen Ausgabe gewidmet sind. Hochaktuell ist Migration mit Blick auf die Volksabstimmung vom 9. Februar natürlich auch in der politischen Arena, was bei den Entscheiden in Solothurn eine Rolle gespielt haben mag.

Unabhängig davon wurden zwei eindrückliche Dokfilme gewürdigt: Den mit 60’000 Franken dotierten «Prix de Soleure» erhielt Kaveh Bakhtiari für seinen Dokfilm «L’escale», der von einem ungewollten und langen Zwischenstopp in Athen handelt, zu dem die europäische Asylpolitik Flüchtlinge aus dem Iran verdammt.

«Meistens wird über die Migrantinnen geredet, selten hören wir ihre eigenen Stimmen oder lernen ihre Sichtweise kennen. In diesem erstaunlichen Film kommen uns diese Menschen nahe», heisst es in der Erklärung der Jury vom Donnerstag.

Das Gremium, dem der Schriftsteller Lukas Bärfuss, die Drehbuchautorin Güzin Kar sowie der Genfer Soziologe Jean Ziegler angehörten, hatte die Wahl aus sechs hochkarätigen Streifen – selten war die «Prix de Soleure»-Sparte stärker.

Die Schweiz als «Neuland»

Für die «Prix du Public»-Kategorie lässt sich das nicht sagen, die Zuschauerinnen und Zuschauer wählten mit «Neuland» von Anna Thommen jedoch einen plausiblen Sieger. Während «L’escale» einen ob der Asylpolitik des Alten Kontinents verzweifeln lässt, bietet «Neuland» eine optimistischere Sichtweise.

Der Dokfilm zeigt eine Integrationsklasse in Basel, wo ein engagierter Lehrer die jungen Neuankömmlinge auf das Leben in der Schweiz vorbereitet – Zuversicht scheint angezeigt. Schulische und später auch berufliche Erfolge stellen sich ein.

Dass sich «Neuland» gegen die populäre Romanverfilmung «Der Goalie bin ig» durchsetzen konnte, darf dennoch als kleine Überraschung gewertet werden. Die Crew von «Der Goalie» kann sich mit den sieben Nominationen für den Schweizer Filmpreis trösten, die ihr am Mittwochabend zugesprochen wurden.

«L’escale» und «Neuland» wiederum sind in der Sparte Dokfilm für den Schweizer Filmpreis nominiert, der am 21. März in Zürich verliehen wird. Im Februar («L’escale») und im März («Neuland») kommen die preisgekrönten Streifen in die Deutschschweizer Kinos.

Neuerlicher Besucherrekord

Die Solothurner Filmtage beschlossen auch ihre 49. Ausgabe mit einem Zuschauerrekord: 65’000 gemäss Hochrechnung. 2013 waren rund 60’000 Zuschauerinnen und Zuschauer gezählt worden. «Die Auslastung dieses Jahr blieb konstant hoch, von morgens früh bis abends spät waren die Vorstellungen sehr gut besucht», sagte Festivaldirektorin Seraina Rohrer der Nachrichtenagentur sda.

Sie betonte, dass sich das Publikum in aussergewöhnlicher Weise auf die Streifen eingelassen habe. Die neu eingeführte «Nocturne»-Sparte bewährte sich offenbar ebenfalls, wobei laut Rohrer hinsichtlich der Spielzeiten und der Programmierung noch «Feinarbeit» zu leisten ist. Überarbeitet wird in den kommenden Monaten zudem das seit 14 Jahren verwendete Erscheinungsbild.

Die Planung für das 50. Jubiläum der Filmtage 2015 hat jedenfalls bereits begonnen. Angedacht sind Projekte, die über die 50. Filmtage hinaus der Schweizer Filmbranche zu Gute kommen sollen: «Wir wollen Rückschau halten, wie es sich für ein Jubiläum gehört, aber auch in die Zukunft blicken.»

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