Nach dem Rückzug des Syrien-Sonderbeauftragten Kofi Annan rückt eine diplomatische Lösung des Bürgerkrieges in weite Ferne. Sowohl das Regime von Präsident Baschar al-Assad, als auch die Rebellen setzen auf Gewalt. Aus Aleppo und Damaskus wurden Kämpfe gemeldet.
In der Wirtschaftsmetropole Aleppo rüsten Regierungstruppen und Rebellen sich offenbar auf. „In Aleppo sehen wir einen bemerkenswerten Aufbau von militärischem Gerät, der uns glauben lässt, dass der Hauptkampf kurz bevor steht“, sagte UNO-Untergeneralsekretär Hervé Ladsous.
Das syrische Regime hat seine Truppen in der heftig umkämpften Stadt verstärkt. „Dutzende Lastwagen mit Soldaten und mehr als 100 Panzer wurden rund um Aleppo in Stellung gebracht“, sagte der örtliche Kommandant der Rebellen, Abu Omar al-Halebi, der Nachrichtenagentur dpa.
Auch in Damaskus wurde gekämpft. In einem dicht besiedelten palästinensischen Flüchtlingslager schlugen gemäss Aktivisten Mörsergranaten ein. Dabei kamen über 20 Menschen ums Leben, wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Freitag mitteilte. Wer die Granaten abfeuerte, war nicht bekannt. Offenbar gab es in der Hauptstadt heftige Gefechte.
Der bisherige Syrien-Sondergesandte Annan hatte am Donnerstag angekündigt, sein Amt auf Ende August aufzugeben. Der frühere UNO-Generalsekretär begründete seinen Rückzug mit der mangelnden Unterstützung der internationalen Gemeinschaft und der fehlenden Einigkeit im UNO-Sicherheitsrat.
UNHCR: Zehntausende in der Falle
Wegen der Kämpfe sitzen zehntausende Syrer in ihren Wohnungen in der Falle. Aus Angst, ins Kreuzfeuer zu geraten oder gar gezielt beschossen zu werden, trauten sie sich nicht mehr auf die Strasse, sagte die Sprecherin des UNO-Flüchtlingshilfswerkes (UNHCR), Melissa Fleming, in Genf.
Während die Zahl der Flüchtlinge in benachbarten Ländern täglich um Hunderte wachse, seien derzeit innerhalb des Bürgerkriegslandes etwa 1,5 Millionen Menschen „entwurzelt und als Flüchtlinge entweder bei Gastfamilien oder in provisorischen Nothilfelagern“ untergekommen, sagte Fleming.
Angesichts der gefährlichen Lage werde Hilfe aber immer schwieriger. Vor allem in der umkämpften Grossstadt Aleppo sei die Sicherheitslage „dramatisch“.