Die Waffenruhe zum islamischen Opferfest Eid al-Adha in Syrien ist am Freitag mehrfach gebrochen worden. Bei der Explosion einer Autobombe in der syrischen Hauptstadt Damaskus sind nach Angaben von Regierungsgegnern Dutzende von Menschen getötet oder verletzt worden.
Der Sprengsatz sei in der Nähe eines Spielplatzes im Bezirk Daf al-Schok detoniert, hiess es. In ersten amtlichen Berichten war von mindestens fünf Toten und mehr als 30 Verletzten die Rede. Darunter sollen sich auch Kinder befinden.
Am Freitag häuften sich zudem landesweit die Meldungen über Verstösse gegen die eigentlich für vier Tage geplante Feuerpause. In der Rebellen-Hochburg Harasta nahe Damaskus und in Erbin im Grossraum der Hauptstadt starben bei Gefechten durch Granatbeschuss und Schüsse von Heckenschützen der Regierungstruppen drei Menschen.
In einem von Rebellen kontrollierten Stadtteil von Homs gab es ein weiteres Todesopfer. Zudem habe es Gefechte rund um den Militärstützpunkt Wadi al-Deif im Nordwesten des Landes gegeben. Dies teilte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit Sitz in London mit. Die Angaben aus Syrien können jedoch kaum überprüft werden, weil Journalisten der Zugang weitgehend versperrt ist.
Landesweite Demonstrationen gegen das Regime
Die Waffenruhe nutzend gingen Regierungsgegner landesweit auf die Strasse. Aktivisten berichteten von Kundgebungen in Raka im Nordosten und in der südlichen Provinz Deraa.
Demonstriert wurde ausserdem in Damaskus, in der Wirtschaftsmetropole Aleppo, in der östlichen Stadt Deir al-Sur und der nordwestlichen Provinz Idlib, wo der Staatschef Baschar al-Assad als „Feigling, Verräter und Zerstörer Syriens“ angeprangert wurde.
Nicht alle sind zu Waffenruhe bereit
Der Machthaber selbst zeigte sich derweil in Damaskus zum Gebet in einer Moschee. Das Staatsfernsehen übertrug den Auftritt Assads, der lächelnd und entspannt mit Gläubigen redete.
Die syrischen Streitkräfte hatten am Donnerstag einer viertägigen Waffenruhe zum islamischen Opferfest zugestimmt. Die Armee behielt sich aber vor, auf Verstösse von anderer Seite zu reagieren.
Die bewaffnete Opposition hatte sich schon vorher mit dem Vorschlag des internationalen Syrien-Vermittlers Lakhdar Brahimi einverstanden erklärt, über die Feiertage die Kämpfe einzustellen. Nur die der Al-Kaida nahestehenden islamistische Al-Nusra-Front verkündete, dass für sie eine mit der Regierung getroffene Vereinbarung nicht gelte.
Erst im April war ein Versuch gescheitert, die Gewalt zu beenden. Damals hatte Brahimis Vorgänger Kofi Annan eine Waffenruhe ausgehandelt, die jedoch sofort wieder gebrochen wurde.
Zum Jahreswechsel hatte eine Beobachtermission der Arabischen Liga das Blutvergiessen stoppen sollen. Doch nach einem Monat gab die Organisation angesichts der eskalierenden Gewalt den Plan wieder auf.