Mit Mujinga Kambundji und Selina Büchel stehen heute zwei Schweizer Medaillenhoffnungen an der EM in Amsterdam im Einsatz. Bei beiden mischt sich unter die Zuversicht auch ein wenig Ungewissheit.
Anders als bei internationalen Titelkämpfen üblich findet im altehrwürdigen Olympiastadion von Amsterdam bei den Frauen das Rennen über 200 m vor jenem über 100 m statt. Erfahrungswerte, welche Auswirkungen auf die Erholung die im Idealfall drei Sprints über die halbe Bahnrunde haben, besitzt Mujinga Kambundji nicht.
Im Gegensatz zu den 100 m gehört die Bernerin über die halbe Bahnrunde nicht zu den Top 12 der europäischen Bestenliste. Die 24-Jährige ist deshalb nicht für die Halbfinals vorqualifiziert. Als Bestleistung in dieser Saison stehen für sie 23,02 zu Buche, realisiert bei allerdings schwierigen Bedingungen Mitte Juni in Luzern.
Kambundji, vor zwei Jahren im Letzigrund über 200 m EM-Fünfte, zählt in den kommenden Tagen zu den Schweizer Podestanwärterinnen. Sie spürt, dass der Druck im Vergleich zu 2014 um einiges grösser ist. «Aber es ist ganz schön, dass die Erwartungen höher sind und dass man weiss, zu den Besten in Europa zu gehören», sagte sie.
Die Vorläufe und die Halbfinals über 200 m finden am Mittwoch statt, der Final am Donnerstagabend. Ihren EM-Titel von Zürich nicht verteidigen wird die niederländische Sprint-Queen Dafne Schippers. Die letztjährige Weltmeisterin und diesjährige Jahresbeste (21,93) über die halbe Bahnrunde legt den Fokus in ihrer Heimat auf die 100 m.
Hoffen auf Parallelen zum Vorjahr
Selina Büchels grosse EM-Stunde soll am Samstagabend schlagen. Dann findet über 800 m der Final der Frauen statt. Bis dahin gilt es für die St. Gallerin jedoch noch zwei Runden zu überstehen. Unter zwei Minuten ist die 24-Jährige in diesem Jahr bei drei Starts bislang noch nicht geblieben, allerdings zieht sie aus den spezifischen 800-m-Trainings der vergangenen drei Wochen grosses Selbstvertrauen.
Fast auf den Tag genau vor einem Jahr realisierte Büchel in Paris in 1:57,95 Minuten einen Schweizer Rekord. «Zu wissen, zum gleichen Zeitpunkt in der vergangenen Saison in Topform gewesen zu sein, gibt mir Sicherheit», betonte die Toggenburgerin. Die Ausgangslage sei interessant, sie könne von hinten angreifen. Bezüglich des Formstands ihrer Konkurrentinnen hat Büchel bislang nur wenig Informationen, da die meisten Mittelstreckenläuferinnen wie sie selbst erst wenige Wettkämpfe bestritten haben.