Angesichts einer zunehmenden Verbitterung in der kanadischen Bevölkerung über die Arbeit des Senats hat der Chef der Liberalen, Justin Trudeau, alle 32 liberalen Mitglieder des Oberhauses aus der Partei geworfen. «Es gibt keine liberalen Senatoren mehr», teilte Trudeau mit.
Die Senatoren seien nun unabhängige Mitglieder der Kammer. Es gehe ihm darum, «Vetternwirtschaft und Klientelpolitik aus dem Senat zu verbannen», sagte Trudeau. Das Oberhaus sei eine «ausserordentlich negative Kraft» geworden.
Der kanadische Senat steht in Medien und Öffentlichkeit, aber auch in der Politik des Landes seit Monaten in der Kritik. Die Mitglieder werden auf Empfehlung des Premierministers ernannt und behalten ihre Mandate bis zum 75. Lebensjahr.
Regierungschef Stephen Harper ernannte in seiner Amtszeit seit dem Jahr 2006 insgesamt 59 der 105 Senatoren aus den kanadischen Provinzen, darunter einen früheren Sekretär, gegen den wegen Bestechung, Betrugs und Veruntreuung ermittelt wird.
Die wichtigste Oppositionspartei New Democratic Partei fordert die vollständige Abschaffung des Oberhauses. Harper bat inzwischen das kanadische Verfassungsgericht um Ratschläge zur Reform oder auch zur Abschaffung der Kammer. Gegen beides wehren sich die Provinzen und die Senatoren