Am Festival del film in Locarno TI ist am Mittwoch «Yes No Maybe» uraufgeführt worden. Für seinen Dokumentarfilm hat sich der Schweizer Regisseur Kaspar Kasics eines der grössten Rätsel der Menschheit vorgenommen: die Liebe.
Als Gewährsinstanzen dienen ihm zwei sehr unterschiedliche Paare, sowie eine Soziologin und ein Philosoph, die auf je eigene Weise der gelungenen Liebe die Existenz absprechen.
Der Philosoph Sven Hillenkamp etwa hat der Liebe in seinem preisgekrönten Buch «Das Ende der Liebe» die Totenmesse gelesen: Ein Paar, das alle notwendigen Bedingungen erfülle, habe er noch nie getroffen, sagt er im Film – unter anderem, weil heute dem Fluchtreflex so leicht nachgegeben werden könne.
Samuel und Hannah Robertson scheinen dem zu widersprechen. Sie sind ein junges, aber gefestigtes Paar aus den USA. Zusammengehalten werden sie unter anderem durch die gemeinsame Musikerkarriere.
Solide scheint auch die noch junge Liebe eines schon etwas älteren Schweizers und einer nicht viel jüngeren Ukrainerin zu sein. Peter und Tanja Mäder haben sich übers Internet kennengelernt und heiraten schon bald, noch während der Dreharbeiten.
Kasics unterzieht beide Beziehungen der Nagelprobe, indem er die Aussagen der Paare mit den pessimistischen Ansichten von Hillenkamp und der Soziologin Eva Illouz gegenschneidet. So sieht man bald die Haarrisse in den beiden Lieben: Im einen Fall gibt immer derselbe nach, im andern wird pragmatisch auf Leidenschaft verzichtet.
Obwohl die nichtakademischen Gewährspersonen allerlei Platitüden von sich geben und die Soziologin sich in schwer nachvollziehbare intellektuelle Sphären begibt, ist das äusserst anregend.
Und trotz aller wissenschaftlichen Negativ-Prognosen möchte man als Zuschauer beiden Paaren ein Gelingen gönnen. Was würde der Menschheit blühen, wenn auch noch dieser Glaube stürbe?