Kanton Bern zerlegt Grossprojekt «aarewasser» in seine Einzelteile

Der Kanton Bern lässt eines der grössten Hochwasserschutz- und Auenrevitalisierungsprojekte der Schweiz fallen. Statt mit einem Grossprojekt will er der Aare zwischen Thun und Bern mit Einzelprojekten mehr Raum geben.

Solche Szenen will der Kanton Bern verhindern: Der Flughafen Bern am 15. Mai 1999 unter Wasser. (Archivbild) (Bild: sda)

Der Kanton Bern lässt eines der grössten Hochwasserschutz- und Auenrevitalisierungsprojekte der Schweiz fallen. Statt mit einem Grossprojekt will er der Aare zwischen Thun und Bern mit Einzelprojekten mehr Raum geben.

Der Wasserbauplan mit dem Namen «aarewasser» werde demnächst per Verfügung aufgehoben: Das gab die bernische Bau-, Verkehrs- und Energiedirektorin Barbara Egger-Jenzer am Donnerstag in Bern vor den Medien bekannt. An seine Stelle träten zahlreiche kleinere Wasserbaupläne, die etappiert umgesetzt würden.

Weiterhin verfolge der Kanton Bern – nun halt mit Einzelprojekten – dasselbe Ziel wie mit «aarewasser»: Der Aare das Korsett lockern, das sie im 19. Jahrhundert erhielt. Wegen dieses Korsetts mit starren Verbauungen frass sich die Aare in den letzten Jahrzehnten immer mehr in ihr Bett ein, wie Untersuchungen zeigten.

Das unterspült die Verbauungen und lässt den Grundwasserspiegel sinken – ein Problem für das wichtige Trinkwasserfassungsgebiet, das dieser Raum darstellt. Ausserdem gibt es ökologische Defizite.

Wenn nun das Projekt aufgesplittet werde, bedeute das keine Verzögerung, sagte Egger weiter, sondern eine Beschleunigung. Punktuell vorzugehen, bedeute mehr Flexibilität.

Noch zweiundzwanzig Massnahmen warten auf die Realisierung in den nächsten gut 25 Jahren. Rund 160 Mio. Franken sollen Bund, Kanton Bern und Gemeinden dafür aufwenden.

Als Folge der Hochwasser 1999 und 2005

Vor bereits neun Jahren hatte der Kanton Bern das Konzept für einen nachhaltigen Hochwasserschutz entlang der Aare zwischen Thun und Bern vorgestellt, das später den Namen «aarewasser» erhielt. Es geht auf die Jahrhunderthochwasser von 1999 und 2005 zurück, die auch im Aaretal grosse Schäden anrichteten.

Einzelne Massnahmen sind realisiert. So hat etwa die Aare bei Rubigen schon vor Jahren einen Seitenarm erhalten und bei Kehrsatz wurde ein Damm hinter einem Naturschutzgebiet neu aufgeschüttet. Wegen Problemen mit Trinkwasserfassungen und nach Interventionen der Berner Finanzkontrolle wurde «aarewasser» 2015 bereits sistiert.

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