Der Kanton Solothurn schreibt einen Ehrenjob mit besonderem Anforderungsprofil aus. Gesucht wird ein neuer Träger des Hans Roth’schen Ehrenkleids. Das Ehrenamt erinnert an eine über 600 Jahre alte Sage über die Rettung der Stadt Solothurn.
Die Bewerber müssen nachweisen, dass bereits einmal einer ihrer Vorfahren das rot-weisse Kleid getragen hatte. Sie haben einen lückenlosen Stammbaum auf den Tisch zu legen oder einen Familienschein vorweisen.
«Ausserdem sollten die Bewerber über eine gute Konstitution verfügen und den Anforderungen an die mit dem Ehrenamt verbundenen Repräsentationspflichtgen genügen», wie die Solothurner Staatskanzlei am Montag mitteilte.
Der Träger des Ehrenkleids nimmt jeweils an einigen Anlässen des Kantons teil. Die Bewerbungsfrist bei der Staatskanzlei läuft am 26. Februar ab.
1000 Franken Ehrenlohn pro Jahr
Der Regierungsrat verleiht das rot-weisse Kleid und die damit verbundene symbolische Pension von 1000 Franken pro Jahr. Das Ehrenamt wird zum Gedenken an Hans Roth von Rumisberg vergeben, der den Anschlag des Grafen Rudolf von Kyburg auf die Stadt Solothurn im Jahre 1382 vereitelte.
Der 62. Nachfolger von Hans Roth und Träger des Ehrenkleides, Eduard Roth-Hasler, verstarb im vergangenen Herbst. Er hatte das Ehrenamt 2008 im Alter von 80 Jahren angetreten. Ehrenkleidträger waren bereits sein Onkel Rudolf (1983) und sein Grossonkel Ludwig (1917) gewesen.
Falsche Spuren im Schnee
Seit 1538 werden Nachfolger der Familie Roth mit dem Ehrenkleid bedacht. Laut der Sage soll am 11. November 1382 der Bauer Hans Roth aus der heutigen Berner Gemeinde Rumisberg in einem Wirtshaus eine Gruppe um Rudolf von Kyburg belauscht haben.
Auf diese Weise erfuhr Roth, dass die Kyburger planten, die Stadt Solothurn zu überfallen. Der Bauer war jedoch entdeckt worden. Er musste versprechen, die Pläne für sich zu behalten. Das tat er nicht. Um falsche Spuren im Schnee zu hinterlassen, soll er die Schuhe verkehrt herum angezogen haben.
Beim heutigen Baslertor in der Stadt soll er alles einer Steinfigur erzählt haben. Die Wachmannschaft hörte dies und schlug Alarm. Der Angriff der Kyburger mit den verbündeten Habsburgern schlug fehl. Sie bemerkten, dass Solothurn gewarnt worden war.