Kariem Hussein und Noemi Zbären eröffnen ihre Saison

Mit Kariem Hussein und Noemi Zbären greifen am Samstag zwei Schweizer Aushängeschilder ins Wettkampfgeschehen ein, die 2016 durch Verletzungen gestoppt wurden.

Mit Kariem Hussein und Noemi Zbären greifen am Samstag zwei Schweizer Aushängeschilder ins Wettkampfgeschehen ein, die 2016 durch Verletzungen gestoppt wurden.

Der Thurgauer startet beim Meeting in Schanghai, die Emmentalerin gibt in Langnau ihr Comeback.

Kariem Hussein bremste im Olympia-Jahr ein Fehltritt, den er sich vor dem Meeting in Luzern zugezogen hatte. Das Saisonende bedeutete dies zwar nicht, aber die Verletzung liess ihn nie mehr richtig los. Nie wusste er, ob er nun starten kann oder nicht. In Amsterdam gewann der angehende Arzt zwar noch EM-Bronze über 400 m Hürden, aber mit Blick auf die Olympischen Spiele wurde die Lage zunehmend schwieriger. Das Out im Vorlauf in Rio de Janeiro bildete eine der wenigen Enttäuschungen im Schweizer Leichtathletik-Lager.

Die Verletzung von Noemi Zbären hingegen kam deren Saisonende gleich. Zum Aufwärmen spielte sie vor einem Jahr mit ihren Kollegen Basketball. Sie knickte um, es knackte im Knie. Zunächst wurde nichts Schlimmes vermutet, aber das MRI ergab eine niederschmetternde Diagnose. Nach einem Kreuzbandriss war der Leichtathletik-Sommer für Zbären vorbei, bevor er angefangen hatte. «Ich habe lange wegen der Verletzung gehadert», gab die Biochemie-Studentin zu. «Für mein Umfeld war es wohl nicht sehr einfach, denn ich bin ein ungeduldiger Mensch», fügte sie schmunzelnd an. Mit dem vorgezogenen Start an ihrer Masterarbeit fand sie die dringend nötige Ablenkung.

Insbesondere für die Emmentalerin ist nun die grosse Geduldsprobe vorbei. Am Samstag darf sie in ihrer Heimat erstmals wieder an einem Wettkampf aus den Startblöcken schiessen. Die WM-Finalistin aus dem Jahr 2015 tritt in ihrer Spezialdisziplin über 100 m Hürden an. «Ich freue mich sehr, dass ich wieder Rennen laufen kann», sagte die U23-Europameisterin. Nach ihren zwei Einsätzen am Samstag wird sie abschätzen können, wo sie steht. Mit Ellen Sprunger und Caroline Agnou weiss Zbären bei ihrem Comeback zwei schnelle Mehrkämpferinnen neben sich. Ob die Weltmeisterschaften im August in London realistisch sind, wird sich erst nach den ersten Rennen zeigen. 12,98 Sekunden bilden einen Qualifikationswert, für den Zbären auch vor der Verletzung einen tollen Lauf benötigt hat.

Kariem Hussein gibt seinen Einstand 2017 in der chinesischen Metropole Schanghai gleich auf grosser Bühne. «Wir haben uns bewusst von Anfang an für starke Konkurrenz entschieden, um schnell den Wettkampf-Rhythmus auf Weltklasse-Niveau zu finden», sagte der Trainer Flavio Zberg. Der Europameister 2014 und hatte sich in Trainingslagern in Südafrika und zuletzt in der Türkei vorbereitet. Nachdem er zunächst auf der Warteliste aufgeführt gewesen war, erhielt Hussein doch noch einen fixen Startplatz beim zweiten Diamond-League-Meeting dieser Saison. Zu seinen Gegnern gehören dort der Olympiasieger Kerron Clement aus den USA, der Weltmeister Nicholas Bett aus Kenia und der Europameister Yasmani Copello – ein für die Türkei startender Kubaner.

Unterschiedliche Vorbereitung

Die beiden Schweizer Hürden-Asse starten gleichzeitig in die Saison, aber die Vorbereitung verlief unterschiedlich. Zbären begann vergangenen September nach der Rehabilitation mit leichtem Joggen und arbeitete sich nun Schritt für Schritt zurück. Hussein hingegen hatte die körperlichen Beschwerden rasch überwunden und fühlt sich seit vergangenem Oktober gesund. Der angehende Arzt – das Staatsexamen ist für 2018 geplant – will in London in den WM-Final vorstossen. Der 28-Jährige sieht noch in vielen Bereichen Steigerungspotenzial.

Auf diese Saison hin legte er drei Schwerpunkte: Höhere Körperstabilität über und zwischen den Hürden, Grundschnelligkeit und den 13er-Schritt länger halten – dereinst vielleicht sogar über alle zehn Hindernisse. Für die Schrittlängenentwicklung investierte er in die Beweglichkeit und die Kraft. In Schanghai will er bis zur sechsten Hürde den «13er» laufen, anschliessend auf 14 Schritte wechseln und falls nötig am Schluss doch noch einen «15er» einstreuen. 2016 ist ihm dies nur in zwei Rennen gelungen.

Sowohl Hussein als auch Zbären absolvieren nun einen intensiven Wettkampfblock. Während bei der Emmentalerin die Planung je nach Verlauf des Comebacks angepasst werden dürfte, sticht beim Thurgauer insbesondere der Monat Juli ins Auge. Statt ausschliesslich mit harten Trainings den letzten Schliff zu holen, will sich Hussein diesmal die Härte mit einer Serie von hochkarätigen Wettkämpfen erarbeiten. So stehen mit der Athletissima in Lausanne, Spitzenleichtathletik Luzern, Bellinzona und den Schweizer Meisterschaften im Monat vor London gleich vier happige Einsätze an.

Eine gemeinsame Erinnerung

Mit London verbindet das Duo Hussein/Zbären eine Gemeinsamkeit. Als Nobodies schafften sie 2012 an den Schweizer Meisterschaften in Bern in letzter Minute die Qualifikation für die Olympischen Spiele. Die britische Metropole brachte Hussein dann aber weniger Glück als Zbären. Hussein musste wegen einer knöchernen Überbelastung im linken Mittelfuss auf den Vorlauf verzichten, Zbären bestritt den Vorlauf.

«Ich freue mich, nach London zu reisen», betonte Hussein. Er will in den WM-Final vorstossen, so wie es Zbären 2015 in Peking vorgemacht hat. Die Hürdensprinterin gibt sich vorsichtiger als der Langhürdler und wagt keine Prognose. Die Erinnerung an die Olympischen Spiele sind aber immer noch präsent. «Das war ein krasser Moment in London. Ich habe die Limite als sehr junge Sportlerin geschafft, es war einfach überwältigend», so die 23-Jährige.

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