Nach dem verheerenden Erdrutsch im Osten Sri Lankas schwindet die Hoffnung auf Überlebende. Hunderte Soldaten waren am Donnerstag mit schwerem Räumgerät am Katastrophenort im Einsatz, unter schwierigen Bedingungen.
Die Rettungsarbeiten in den Schlammmassen wurden durch anhaltende Regenfälle sowie den instabilen Untergrund der umliegenden Hügel beeinträchtigt. Präsident Mahinda Rajapakse reiste zum Ort des Unglücks im Zentrum des Landes.
Vom Erdrutsch am Mittwoch war besonders eine Arbeitersiedlung auf einer Teeplantage rund 200 Kilometer östlich der Hauptstadt Colombo betroffen. Mehr als 300 Überlebende verbrachten die Nacht in Notunterkünften.
Die Behörden waren zunächst von rund 300 Vermissten ausgegangen. Laut dem Katastrophenschutzminister Mahinda Amaraweera waren viele von ihnen aber bereits bei der Arbeit oder in der Schule, als der Hang gegen 7.45 Uhr Ortszeit plötzlich ins Rutschen kam.
Amaraweera sprach später von 150 Menschen, die von dem Hangabrutsch überrascht worden seien. Später hob das Zentrum für Katastrophenmanagement die Zahl wieder an – auf 192. Es sei schwierig, eine genaue Zahl zu ermitteln, auch weil viele Menschen aus der Region geflohen seien, sagte der Minister.
Bis zum Mittwochabend wurden nach Angaben Amaraweeras 16 Leichen geborgen. Einige Häuser waren Zeugenberichten zufolge unter bis zu neun Metern Schlamm und Geröll begraben.
Kaum Überlebenschancen
Weitere 200 Soldaten würden zusätzlich zu den bereits am Einsatz beteiligten 500 Soldaten in die Region geschickt, kündigte der zuständige Armeeoffizier Mano Perera an. Perera dämpfte Hoffnungen, dass noch Überlebende zu finden seien: «Das Gebiet ist mit Schlammwasser überflutet.»
Ausserdem habe es keine Betonkonstruktionen gegeben unter deren Trümmern sich Luftblasen hätten bilden können, in denen Verschüttete überleben könnten.
Präsident Rajapakse sprach am Katastrophenort in Koslanda mit Überlebenden, die in zwei Schulen untergebracht wurden. Später besuchte er die besonders betroffene Teeplantage Meeriyabedda. Mindestens 1200 Menschen benachbarter Plantagen wurden aus Angst vor weiteren Erdrutschen und Schlammlawinen in Sicherheit gebracht.
Nachbarschaft verschwunden
Ein Ladenbesitzer berichtete, wie Tonnen von Schlamm die Häuser am Hügel mit sich rissen. «Ich dachte erst, es sei eine Bombenexplosion und flüchtete aus meinem Laden», sagte Vevaratnam Marathamuttu. «Ich rettete mein Leben, weil ich wegrannte.»
Der Lastwagenfahrer Sinniah Yogarajan betrauerte den Tod von fünf Familienangehörigen und mehreren Freunden. «Was soll ich ohne meine Familie tun?» Die ganze Nachbarschaft sei «verschwunden», sagte der 48-Jährige. Sein Leben habe keinen Sinn mehr.
Die Monsunperiode in dem südasiatischen Land ist für Landwirtschaft und Stromerzeugung lebenswichtig. Sie sorgt aber zugleich immer wieder für Tod und Zerstörung.
Warnung missachtet
Die Gegend um die Teeplantage ist besonders erdrutschgefährdet. Schon im Jahr 2011 seien die Teearbeiter und Plantagenbesitzer gewarnt worden, sagte der Minister für Plantagen, Mahinda Samrasinghe. Die Besitzer seien aufgefordert worden, die Gegend zu evakuieren. «Doch sie haben das nicht getan», sagte Samrasinghe.
Die Arbeiter erklären, sie hätten nur Land zur Verfügung gestellt bekommen, das sehr weit von den Plantagen entfernt liege. Das sei keine echte Alternative gewesen – deswegen seien sie geblieben.