Ein am Wochenende in Florida wegen mutmasslicher Beteiligung am Abgas-Skandal festgenommener VW-Manager bleibt in Haft. Die Justizbehörden in Miami lehnten am Donnerstag den Antrag ab, den Angeklagten gegen Kaution auf freien Fuss zu setzen.
Es gebe ein ernstzunehmendes Risiko, dass der Mann nach Deutschland fliehe, von wo er keine Auslieferung zu befürchten habe, und sich so seinem Prozess in den USA entziehe. Seine Anwälte wollten gegen die Entscheidung Einspruch erheben.
Der Mann war am Samstag in Miami nach einem Ferienaufenthalt vor dem Heimflug nach Deutschland verhaftet worden. Der 48-Jährige soll nun von Beamten der Justizbehörde US Marshals Service zum zuständigen Gericht in Detroit gebracht werden, wo Strafanzeige gegen ihn gestellt wurde.
Der Festgenommene soll Teil einer Verschwörung zum Betrug und Verstoss gegen Umweltgesetze gewesen sein. Ihm wird insbesondere der Versuch vorgeworfen, Abgas-Manipulationen zu vertuschen und Ermittler in die Irre zu führen.
«Faktisch lebenslänglich»
Ihm drohen nach Angaben des US-Justizministeriums bis zu 169 Jahre Haft. «Faktisch sieht er sich mit lebenslangem Gefängnis konfrontiert», erklärte das Ministerium am Donnerstag. Insgesamt gebe es elf Anklagepunkte.
Wann der VW-Mitarbeiter, der bis März 2015 in leitender Funktion mit Umweltfragen in den USA betraut war, erstmals vor dem zuständigen Richter Sean Cox in Detroit erscheint, ist einer Sprecherin der Bundesanwaltschaft von Michigan zufolge noch nicht klar.
Der Mann ist einer von sechs amtierenden und ehemaligen Volkswagen-Managern, die die US-Justiz im Zusammenhang mit der Dieselaffäre strafrechtlich belangen will. Bei den anderen Angeklagten dürfte das aber nicht so einfach werden, da die US-Fahnder in Deutschland schwer Zugriff auf sie haben.
39-seitige Klageschrift
In der 39-seitigen Klageschrift sind etliche Anschuldigungen von bewussten Falschaussagen bis hin zur Vernichtung von Beweismitteln gelistet.
VW hatte sich im US-Strafverfahren bereits auf Unternehmensebene schuldig bekannt und kriminelle Handlungen zugegeben. Der Konzern zahlt im Rahmen eines am Mittwoch vom US-Justizministerium verkündeten Vergleichs 4,3 Milliarden Dollar, um straf- und zivilrechtliche Rechtskonflikte beizulegen. Diese Einigung muss aber noch abschliessend von Richter Cox genehmigt werden.