RiME ist eines dieser leisen Spiele, das richtig zum Nachdenken anregt. Gerade für jüngere Gamerinnen und Gamer gibts diesen Sommer fast nichts Besseres.
Viele Computer-Spiele werden so effektvoll beworben wie ein Hollywood-Blockbuster von Michael Bay. Dazu gibts Werbebanner auf jeder Kult-Website und die knallen genauso. Nachdenkliche, leise Werke haben es da schwerer. Sie können in der lauten Gamer-Welt leicht untergehen. Das ist schade, bieten sie doch den Spielenden meist ein Vielfaches an Erlebnis und Abenteuer. RIME ist genau ein solches Spiel.
Ein kleiner Junge wird an einen Strand gespült, wacht auf und findet sich auf einer idyllischen Insel wieder. Als er sie zu erkunden beginnt, entdeckt er verlassene Gebäude. Ein kleiner Fuchs hopst aus dem Nichts und scheint ihm den Weg weisen zu wollen. Immer wieder erblickt der namenlose Junge in der Ferne eine rot verschleierte Figur. Doch kaum erreicht er sie, löst sich die Figur in Luft auf. Was mag es mit der menschenleeren Welt auf sich haben? Welche Rätsel beherbergen die verschiedenen Gebäude? Die Reise des kleinen Jungen wird mit jeder neuen Entdeckung mysteriöser…
Der erste Blick täuscht
Auf den ersten Blick ist RiME ein simples Rätsel-Abenteuerspiel. In der Rolle des Jungen versucht man, einen Weg durch die mystische, mediterran angehauchte Landschaft zu finden. Dass die Story eine viel tiefere Bedeutung hat, begreift man erst nach und nach. Die Leichtigkeit weicht einer beklemmenden Ahnung, die Insel zeigt sich in einem düster und düsterer werdenden Licht.
Dieser Wandel ist höchst geschickt umgesetzt. Keine Lebensbalken, nichts dergleichen, und dieser Entscheid erweist sich als goldrichtig. So geniesst man die strahlend weissen Gebäude, malerischen Buchten und traumhaften Sonnenuntergänge. Die sind reduziert, aber sehr liebevoll gestaltet – ein Stil, der an Spiele wie The Legend of Zelda erinnert. Die Macher liessen kürzlich durchblicken, dass sie sich für das Aussehen der Landschaften von Ferienerinnerungen am Mittelmeer leiten liessen. Genau so fühlt sich die leere Insel auch an.
Man wähnt sich aber nicht ewig in den Ferien auf Kreta. Zum Glück, muss man sagen, auch wenn die Reise, auf die einen RiME nimmt, keineswegs einfach ist. Ich verrate weiter nichts zur Geschichte, rate aber insbesondere Eltern dazu, ihre Kinder stets beim Spielen zu begleiten. Die Altersfreigabe ab 7 Jahren ist zwar sicherlich korrekt, dennoch dürften gerade Kinder viele Fragen haben, die eines erklärenden Gespräches bedürfen.
Es geht um die Geschichte
Fast fünf Jahre sind in die Entwicklung des Spiels geflossen, und zuletzt wuchs die Erwartungshaltung und damit der Druck der Fans gewaltig. Das Warten hat sich aber gelohnt. Das Endprodukt ähnelt zwar vergleichbaren Titeln wie dem erwähnten Zelda, Journey oder auch The Last Guardian, ist aber trotzdem zu keinem Zeitpunkt eine lieblose Kopie. Wie viel Herzblut die spanischen Macher in RiME gesteckt haben, ist jederzeit spürbar.
Spiele wie RiME sind immens wichtig. Sie gehen über den reinen Zeitvertreib hinaus, werfen Fragen auf und fordern den Intellekt. Ja, Hardcore-Spieler werden bemängeln, dass das Spiel zu einfach sei. Die Kritik verkennt aber, dass sich das Spiel auch an Kinder richtet und vor allem eine Geschichte erzählen will. Für einmal stört es darum nicht, wenn man manchmal auch an der Hand genommen und zum nächsten Punkt gebracht wird.
Wenn es also in den Sommerferien mal wieder regnet oder zu heiss ist, ist RiME ein sicherer Wert für die Innenunterhaltung. Für junge Spielerinnen und Spieler gibt es aktuell fast nichts Besseres.