Die rund 54’000 Mitarbeitenden des Grossverteilers Coop erhalten 2012 keine Lohnerhöhung. Für „strukturelle Anpassungen“ bis zu einem Monatslohn von 6000 Franken werden aber 0,3 Prozent der Lohnsumme gewährt.
Coop erklärte am Dienstag, nach rund zehn Jahren kontinuierlicher Reallohnerhöhung von nominal über 20 Prozent hätten der Verwaltungsrat und die Geschäftsleitung entschieden, für 2012 „im Sinne einer nachhaltigen Geschäftspolitik auf eine Lohnerhöhung zu verzichten“.
Die sich abschwächende Konsumentenstimmung und der erhöhte Druck aufgrund des Grenztourismus hätten die Entwicklung des Detailhandels deutlich gebremst. Coop sehe für 2012 keine wesentliche Veränderung dieses Trends.
Der Detailhandel sei eine personalintensive Branche mit tiefer Rendite. Nach Jahren mit wesentlicher Lohnerhöhung werde Coop deshalb die Löhne für 2012 grundsätzlich nicht erhöhen. Für strukturelle Anpassungen bis zu einem Monatslohn von 6000 Franken würden jedoch 0,3 Prozent der Lohnsumme zur Verfügung gestellt.
Verhandlungen gescheitert
Die Gewerkschaft Syna bezeichnte am Dienstag die Verhandlungen über Lohnerhöhungen für kommendes Jahr für die Coop-Angestellten als gescheitert. Die einseitige Gewährung bis 0,3 Prozent für individuelle Lohnanpassungen bedeute, dass nur ein sehr kleiner Teil der Beschäftigten mit kleinen Erhöhungen rechnen könne.
Die Mehrheit der Mitarbeitenden, von allem jene im Stundenlohn mit variablen Arbeitspensen, gingen leer aus. Das sei nicht akzeptabel. Coop sei ein gesundes Unternehmen, das seit Jahren Gewinne erwirtschafte.
Auch die Gewerkschaft Unia meldete sich am Dienstag zu Wort: Seit Jahren schreibe Coop satte Gewinne, erhöhe die Margen und habe letztes Jahr sogar einen Rekordgewinn verbucht. Es gehe nicht an, dass der Grossverteiler jetzt in einem mittelmässigen Jahr derart beim Personal spare.
Die meisten Coop-Angestellten gingen dieses Jahr leer aus, obwohl der Arbeitsdruck und die Produktivität in den Filialen ständig gesteigert würden: Immer weniger Personal stehe im Laden, räume Waren ein, berate die Kundschaft und bediene die Kassen.
Bei der Unia häuften sich die Beschwerden über Dauerstress, Druck und unzumutbare Arbeitszeiten, die gesundheitliche Probleme verursachten und die Personalfluktuation massiv erhöhten.