Google hat neue Street-View-Bilder veröffentlicht. Beim Aufnehmen wurden auch Menschen mitfotografiert. Das kann ein schwerer Eingriff in die Privatsphäre sein, etwa wenn eine Person gerade eine Psychiatrie betritt. Google löst dieses Problem auf drastische Weise.
Der Internetgigant stellt gemäss eigenen Angaben gewisse Aufnahmen nicht ins Netz – nämlich all jene, die im Umkreis von 70 Metern einer sensiblen Einrichtung gemacht wurden. Sensible Einrichtungen sind Psychiatrien, aber auch Spitäler, Frauenhäuser, Gefängnisse oder Schulen.
«Personen in der Nähe dieser sensiblen Einrichtungen dürfen nicht erkennbar sein», sagte Francis Meier, Mediensprecher des Eidgenössischen Datenschutz- und Öffentlichkeitsbeauftragten, der Nachrichtenagentur sda. Hier gelte eine Nulltoleranz.
Dies legt ein Bundesgerichtsentscheid von 2012 fest. Der Entscheid verlangt, dass im Umkreis sensibler Einrichtungen nicht nur das Gesicht verpixelt wird. Auch andere Merkmale wie die Hautfarbe, die Kleidung oder Hilfsmittel von körperlich behinderten Personen dürfen nicht erkennbar sein.
Google wollte die Vorgabe erst mit einer weniger drastischen Massnahme erfüllen: Die Personen hätten anonymisiert werden sollen. Doch das Unternehmen schaffte es nicht, die ganzen Körper der aufgenommenen Personen automatisch zu anonymisieren. Daher werden nun die Aufnahmen im Umkreis dieser Einrichtungen gar nicht erst veröffentlicht.
Fehler sind möglich
Auch alle anderen Menschen, welche Google fotografiert, müssen unkenntlich gemacht werden. Hier ist jedoch gemäss dem Bundesgerichtsentscheid eine einprozentige Fehlerquote zulässig. Die Verpixelung geschehe automatisch – es könne also zu Fehlern kommen.
Wer sich auf den Bildern erkennt, kann bei Google Street View über einen Button ein Gesuch auf Verwischung stellen. Solche Anfragen erhält das Unternehmen jedoch nicht mehr allzu häufig, wie Google ausrichten liess.
Das Bundesgericht macht Google nicht nur in Bezug auf die Anonymisierung Auflagen. Auch in anderen Bereichen gelten strikte Regeln: So darf Google nur noch auf einer Höhe von maximal zwei Metern fotografieren. Dies damit man nicht in private, abgeschirmte Gärten sieht. «Man darf nichts sehen, was ein normaler Fussgänger nicht auch sehen könnte», sagte Meier, der Mediensprecher des Eidgenössischen Datenschutz- und Öffentlichkeitsbeauftragten.
Ausserdem muss Google informieren, wenn Aufnahmen gemacht und neue Bilder aufgeschaltet werden. Heute Dienstag ist letzteres im grossen Stil geschehen: Zehnmal so viele Bilder aus der Schweiz wie bisher gibt es mit dem neuen Update. Street View zeige jetzt Aufnahmen des fast gesamten Schweizer Strassennetzes, heisst es in einer Medienmitteilung von Google vom Dienstag.
Per Mausklick durch Zermatt
Auch zahlreiche Sehenswürdigkeiten können neu digital besichtigt werden. So kann man per Mausklick durch Zermatt flanieren, zur Monte Rosa Hütte aufsteigen oder das Genfer Forschungszentrum CERN besichtigen. Auch das Basler Münster, das Freilichtmuseum Ballenberg oder Berghütten des Schweizer Alpenclubs (SAC) können digital besucht werden.
Die neuen Aufnahmen freuen auch die Tourismusdirektoren. «Street View sehen wir als Geschenk für den Schweizer Tourismus», wird Jürg Schmid, Direktor von Schweiz Tourismus, in der Mitteilung zitiert. Es sei eine fantastische Möglichkeit, die landschaftlichen und kulturellen Schönheiten der Schweiz zu zeigen.
Manche nehmen die Sache gleich selbst in die Hand: So hat Zermatt Tourismus die Aufnahmen rund um Zermatt mehrheitlich selbst gemacht. Auch der SAC fotografiert seine Hütten selbst.
Google bietet solche Kooperationen aktiv an: Mitarbeiter von Tourismusverbänden, von Universitäten oder anderen Einrichtungen könnten sich melden, heisst es auf der Homepage von Google. Dies um bei der Erfassung von Bildern zu helfen.