Die von der Lega dei Ticinesi angekündigte «Freiheitskarawane» auf der Autobahn A2 hat am Freitag keinerlei Verkehrsprobleme verursacht. Rund vierzig Fahrzeuge reihten sich bei grosser Hitze am Nachmittag in die Protestfahrt zwischen Lugano und Airolo ein.
Zu besonderen Zwischenfällen kam es nicht. Die Polizei kontrollierte auf der gesamten Strecke. In dem dichten Reiseverkehr fielen die Teilnehmer – abgesehen von ihren Fähnchen am Auto – jedoch kaum auf.
Die Mindestgeschwindigkeit von 80 Stundenkilometern wurde weitgehend respektiert. Auf dem Rückweg hielten die Teilnehmer die Limite aber gemäss der Kantonspolizei nicht immer ein. Das habe den Verkehr auf einer Strecke von einigen Kilometern behindert, heisst es in einer Mitteilung vom Freitagabend.
Umweg auf Kantonsstrasse
Ausgebremst wurde die «Karawane» Richtung Norden allerdings schon bei Biasca. Wegen eines Unfalls wichen die Fahrzeuge über die Kantonsstrasse aus. Vor dem Gotthardtunnel – und damit vor der anvisierten Ausfahrt Airolo, hat es gemäss der TCS-Verkehrsinformation zudem sechs Kilometer Stau gegeben.
Befürchtungen, die «Carovana della Libertà» könnte in ein ähnliches Verkehrschaos ausarten wie im Jahr 1991, bestätigten sich demnach nicht. Vor genau 22 Jahren nahmen rund 400 Fahrzeuge an der Bummelfahrt auf der Autobahn teil. An Vorgaben für Mindestgeschwindigkeiten hielt sich damals niemand.
Protest gegen die «Landvögte» in Bern
Mit der Freiheitskarawane von Freitag wollte die Lega nicht nur den Anfangszeiten der Lega gedenken. Die Aktion war vor allem als Protest gegen die Regierung und die Institutionen in Bern gedacht. Ihnen wirft die Lega mangelnde Sensibilität für das Tessin vor.
Die «Landvögte» in Bern würden das Tessin grundsätzlich stiefmütterlich behandeln, heisst es in einem Flyer der Rechtspartei. Probleme, beispielsweise durch die enge Nachbarschaft mit Italien, würden nicht ernst genommen und durch die Politik in Bern noch verschärft.
Die Lega sprach von negativen Folgen der Personenfreizügigkeit, fehlender finanzieller Unterstützung bei Infrastruktur-Projekten im Kanton und «Diebstahl der Krankenkassenprämien». Kritisiert wurden der interkantonale Finanzausgleich, fehlende Neat-Anschlüsse und die geplante Erhöhung der Autobahn-Vignette.
Lega sucht Identität
Die Tessiner Medien interpretierten die Aktion allerdings auch als einen Selbstfindungsprozess der Lega. Es scheine, dass die Mitglieder nach dem Tod von Parteigründer Giuliano Bignasca an alte Werte anzuknüpfen versuchen, hiess es im Vorfeld zur Aktion.
Die Ausgangslage für die Protestaktion war allerdings eine völlig andere als vor 22 Jahren. Damals hatte sich die politische Gruppe frisch gegründet, hatte noch anarchische Züge und protestierte gegen das System.
Heute ist die Lega in der Kantonsregierung die stärkste Partei. Sie ist in allen Institutionen vertreten und für die Politik selbst verantwortlich.
Parteileitung zufrieden
Lega-Chef «Attilio Bignasca» sprach sich am Freitag zufrieden mit der Aktion aus. «Der mediale Effekt ist da», sagte er gegenüber dem Tessiner Online-Portal «liberatv» Als nächstes denke er über einen Sonderzug nach Bern während der Session nach.