US-Aussenminister John Kerry ist zu einem unangekündigten Besuch in Kabul eingetroffen. Ziel des Besuches sei es, den Streit über das Ergebnis der Präsidentschaftswahl in Afghanistan möglichst schnell beizulegen, sagte ein Vertreter der US-Delegation.
Der amerikanische Chefdiplomat wolle sich mit den beiden Kandidaten um das Präsidentenamt, Abdullah Abdullah und Aschraf Ghani, sowie mit Präsident Hamid Karsai treffen.
Kerry wolle mit den beiden Kandidaten einen Zeitplan für die Neuauszählung der Wahlzettel und die Bildung einer Regierung der nationalen Einheit festlegen. «Wir wünschen uns, dass die Amtseinführung möglichst bis Ende des Monats stattfindet», sagte der US-Diplomat und verwies auf den für Anfang September geplanten NATO-Gipfel.
Beim Gipfel in Wales wollen die Mitgliedstaaten über ihr weiteres Engagement in Afghanistan nach dem Ende der Isaf-Mission beraten. Es sei wichtig, dass die neue afghanische Regierung bis dahin handlungsfähig sei, betonte der US-Diplomat. «Es ist in unser aller Interesse, dass dies klappt.» Dies sei «schwierig, aber machbar.»
Die politische Lage in Afghanistan ist seit Wochen angespannt. Nach der Stichwahl um das Präsidentenamt hatte Ex-Aussenminister Abdullah Abdullah geltend gemacht, dass sein Rivale, der frühere Finanzminister Aschraf Ghani, die Abstimmung durch Fälschungen «im industriellen Ausmass» gewonnen habe.
Unter Vermittlung von Kerry einigten sich die beiden Politiker Mitte Juli auf eine vollständige Neuauszählung aller Stimmen. Wegen eines Streits über Formalitäten kam es danach aber erneut zu Verzögerungen.