Der EHC Biel gibt Kevin Schläpfer nicht frei für die Nationalmannschaft. Damit ist eine offene Frage vorerst geklärt, die Irrungen und Wirrungen um den Dachverband Swiss Ice Hockey Federation gehen unterdessen weiter.
Der EHC Biel gibt Kevin Schläpfer nicht frei für die Nationalmannschaft. Der Verwaltungsrat des Clubs gab diese Entscheidung am Donnerstag bekannt, weil der Eishockeyverband auch nach einer ersten Absage aus Biel nicht nachliess und Schläpfer weiter als Nationaltrainer im Fokus behielt. Schläpfer besitzt in Biel allerdings noch einen Vertrag bis 2018.
Die Verantwortlichen des EHC Biel kritisierten den Eishockeyverband, die Swiss Ice Hockey Federation (SIHF), für sein Vorgehen in der Causa Schläpfer massiv. Andreas Blank, der Verwaltungsratspräsident des EHC Biel, stellte fest, dass «die Geschichte in einer sportlich schwierigen Situation grosse Unruhe hinterlassen hat».
Das Vorpreschen des Verbandes habe Biel «schockiert» und sei «nicht akzeptabel», hieb Geschäftsführer Daniel Villard in die gleiche Kerbe. Auch andere NLA-Clubs hätten sich bei den Führungspersonen in Biel gemeldet und die Bieler bestärkt, dass das Vorgehen des Verbandes nicht nachvollziehbar sei.
Schläpfer bricht in Tränen aus
Wie nahe die ganze Sache Kevin Schläpfer gegangen ist, wurde an der Medienorientierung in der Bieler Arena offensichtlich. Der bald 46-jährige gebürtige Sissacher, in Biel erst Sportchef, seit der Saison 2010/11 Cheftrainer und nach drei Playoff-Teilnahmen am Bielersee zum «Hockey-Gott» avanciert, brach an der Pressekonferenz gleich zweimal in Tränen aus.
Die Tränen fliessen: Der verhinderte Nationaltrainer Kevin Schläpfer an der Medienkonferenz am Donnerstag in Biel. (Bild: Keystone/PETER KLAUNZER)
Schläpfer bestätigte bei dieser Gelegenheit, dass er den dritten Vorschlag des Verbandes, die Nationalmannschaft erst Ende Saison zu übernehmen, gerne angenommen hätte.
In der Eishockey-Szene gilt Schläpfer als angeschlagen, zumal seine Mannschaft sich aktuell auf dem Sinkflug befindet. Klaus Zaugg, einer der langjährigen Beobachter des Schweizer Eishockeys, deklariert in einem Beitrag für «watson.ch» («Die verlorene Unschuld des Kevin Schläpfer») das Werben des Verbandes als unmoralisches Angebot und gibt dem Trainer keine gute Prognose.
Der verhinderte Hollenstein
Nicht nur in der Causa Schläpfer gibt der nationale Verband derzeit eine bedenkliche Figur ab. Gelinde ausgedrückt als unglücklich erscheint, dass der vergangene Woche kurzfristig berufene Interims-Nationaltrainer Felix Hollenstein nun seine Anwesenheit beim Deutschland-Cup Anfang November abgesagt hat.
«Aufgrund meiner momentanen familiären Situation ist es mir nicht möglich, meinen Fokus zu 100 Prozent auf die Nationalmannschaft zu legen. Ich danke Swiss Ice Hockey für das Verständnis und wünsche der A-Nati viel Erfolg in Augsburg», sagt Hollenstein dazu in einer Mitteilung auf der Verbands-Webseite.
Felix Hollenstein (links) sorgt für Irritation als Interims-Nationaltrainer, Langzeit-Spitzenfunktionär Peter Lüthi ebenso mit seinem Abgang beim Verband. (Bild: Keystone)
Kommt hinzu, dass Peter Lüthi mit seiner am Wochenanfang eingereichten Kündigung ein Licht auf die Zustände bei Swiss Ice Hockey wirft. Mit dem 63-jährigen Lüthi, ein Schlachtross im Bereich Organisation von Grossanlässen, verlässt nach Ansicht der «NZZ» einer der letzten Mitarbeiter des alten Schweizerischen Eishockeyverbandes die Organisation. Hausintern tobe ein Kampf um Philosophien und Führungsstil des seit 2013 beim neuformierten Verband ISHF als CEO eingesetzten Florian Kohler.
Wie die «NZZ» in einem Sittengemälde des Dachverbandes kolportiert, habe Kohler schon 2013 bei einem gemütlichen Beisammensein mit den neuen Mitarbeitern wissen lassen, jeder müsse sich darauf einstellen, auf einem Zug zu sitzen, der immer schneller fahre. Wer nicht mitziehe, werde herabfallen. Seither, rechnet die NZZ vor, sollen rund 25 Mitarbeiter gekündigt haben.