Kim Jong Un bekräftigt Machtanspruch in Nordkorea

Jung, unerfahren und doch machtbewusst: Nach dem Tod von Nordkoreas Diktator Kim Jong Il bekräftigt der zum Nachfolger ausgerufene Sohn Kim Jong Un seinen Machtanspruch.

Laut nordkoreanischen Medien besuchten fünf Millionen Menschen den Leichnam Kim Jong Ils (Bild: sda)

Jung, unerfahren und doch machtbewusst: Nach dem Tod von Nordkoreas Diktator Kim Jong Il bekräftigt der zum Nachfolger ausgerufene Sohn Kim Jong Un seinen Machtanspruch.

Noch vor der Verbreitung der offiziellen Todesnachricht habe Kim Jong Un seinen ersten Befehl an die mächtigen Streitkräfte des atomar gerüsteten Landes erteilt. Das berichteten südkoreanische Medien am Mittwoch unter Berufung auf Regierungskreise in Seoul.

Nach Berichten aus Seoul hat der noch vom Vater zum Vier-Sterne-General ernannte Kim Jong Un angeordnet, dass alle militärischen Einheiten die laufenden Wintermanöver verlassen und in die Stützpunkte zurückkehren.

Der Befehl Kim Jong Uns sei ein konkretes Beispiel dafür, dass er die Kontrolle über die Volksarmee ausübe, zitierte die nationale Nachrichtenagentur Yonhap einen Informanten in Seoul. Bisher sei der Geheimdienst davon ausgegangen, dass der keine 30 Jahre alte Kim noch nicht die volle Kontrolle über das Militär habe. Kim Jong Il war auch Oberbefehlshaber der 1,2 Millionen Mann starken Armee.

Erstmals Machtteilung?

In den Medien wird allerdings auch spekuliert, dass Kim Jong Uns Tante Kim Kyong Hui, die jüngere Schwester des Verstorbenen, und ihr Mann Jang Song Thaek innerhalb der Partei an Einfluss gewinnen.

Der politisch unerfahrener Kim Jong Un werde nicht als Autokrat, sondern gemeinsam mit seinem Onkel und dem Militär herrschen, sagte am Mittwoch eine Person mit engen Verbindungen zu den Regierungen Nordkoreas und Chinas der Nachrichtenagentur Reuters.

Formell allerdings werde der von seinem Vater als Nachfolger aufgebaute junge Kim an der Spitze der Führungsriege stehen. Die Generäle hätten ihm die Treue geschworen. Ein Putsch sei damit sehr unwahrscheinlich.

Vermutlich sei die Führungsriege bereits vor Kims Tod etabliert worden, sagte der Korea-Experte Koh Yu Hwan. Dies zeige die relative Ruhe der vergangenen Tage. Gäbe es Probleme, hätte das Land vielleicht länger versucht, Kims Jong Ils Ableben zu verheimlichen.

Er rechne damit, dass der junge Kim sich der Machtkonstellation zumindest vorerst beugen werde, sagte der Kenner, der die Koreanische Vereinigung für Nordkorea-Studien in Seoul leitet.

Seoul erlaubt private Beileidsbekundungen

Bei der organisierten Massentrauer in Pjöngjang pilgerten weiter Millionen von Nordkoreanern zu Plätzen, auf denen Traueraltäre und Porträts mit dem Samstag gestorbenen Kim Jong Il aufgestellt worden waren. Das Staatsbegräbnis für Kim soll am 28. Dezember sein. Südkorea will keine eigene Beileidsdelegation entsenden.

Südkoreas Regierung erlaubte ihren Bürgern aber, private Beileidsbekundungen an das abgeschottete Nachbarland zu schicken. Nach südkoreanischem Gesetz müssen alle Kontakte mit dem Nachbarstaat genehmigt werden.

Seit ihrem Bruderkrieg von 1950 bis 1953 befinden sich beide Staaten völkerrechtlich weiter im Kriegszustand, da immer noch kein Friedensvertrag geschlossen wurde.

Kim Jong Il war nach offiziellen Angaben am Samstag im Alter von 69 Jahren an einem Herzinfarkt gestorben. Die Nachricht wurde aber erst am Montag veröffentlicht.

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