Speziell für Kinder angepriesene Lebensmittel sind nach einer Studie der deutschen Konsumentenorganisation Foodwatch meist ungesunde Kalorienbomben. Von 1500 untersuchten Produkten seien fast drei Viertel „süsse und fettige Snacks“ gewesen, teilte Foodwatch am Dienstag in Berlin mit.
Während die Hersteller mit Obst und Gemüse Margen von weniger als fünf Prozent erzielten, erreichten sie bei Süsswaren, Softdrinks und Snacks Umsatzrenditen von 15 Prozent und mehr, sagte Foodwatch-Kampagnenleiterin Anne Markwardt am Dienstag in Berlin.
Es lohne sich ganz einfach nicht, gesunde Produkte ans Kind zu bringen. Die Hersteller hätten betriebswirtschaftlich grösstes Interesse daran, möglichst viele unausgewogene Produkte zu verkaufen und die Kinder „so früh wie möglich auf ungesunden Junkfood“ zu programmieren.
Solche Produkte sollten nicht mehr als Kinder-Produkte beworben werden und mit Comicfiguren, Spielzeugbeigaben und Gewinnspielen vermarktet werden, forderte sie. Darüber hinaus müssten Schulen und Kindergärten Räume werden, die frei von Werbung sind.
Der Foodwatch-Studie „Kinder kaufen“ zufolge sind die meisten speziell für Kinder hergestellten Lebensmittel ungesund. Demnach fallen knapp drei Viertel der 1514 untersuchten Produkte in die Kategorie der süssen und fettigen Snacks. Nur 12,4 Prozent der Produkte seien unbedenklich.
Immer mehr übergewichtige Kinder
Markwardt wies darauf hin, es sei wissenschaftlich belegt, dass sich Kinder nicht gesund ernährten. Nur die Hälfte esse die empfohlene Menge an Obst und Gemüse, konsumiere aber weit mehr als 200 Prozent der empfohlenen Menge an Süsswaren und Softdrinks.
Der Anteil übergewichtiger Kinder sei im Vergleich zu den 80er und 90er Jahren um 50 Prozent gestiegen, heute würden 15 Prozent der Kinder als zu dick, 6 Prozent sogar als fettleibig gelten. Folgen seien erhöhtes Risiko für Diabetes und Herzkreislauferkrankungen. Ein Prozent der Kinder leide bereits heute an Altersdiabetes.
Foodwatch zufolge lag das Werbebudget der Lebensmittelindustrie für Früchte und Gemüse im Jahr 2011 bei 7,3 Millionen Euro, der Topf für Schokolade, Süsswaren und Eiscrème war mit 722,8 Millionen Euro fast 100 Mal so gross.
Die Konsumentenschützer kritisierten auch die deutsche Regierung. Anstelle klarer Vorgaben für die Hersteller binde sie die „Junkfood-Industrie“ in ihre Initiativen und Aktionspläne gegen Übergewicht ein.