Italiens Linke hat die Hauptstadt Rom bei der Bürgermeisterwahl mit klarer Mehrheit zurückerobert und auch sonst im Land die Kommunalwahlen auf ganzer Linie gewonnen.
Nach Auszählung der Stimmen kam der Mitte-Links-Kandidat Ignazio Marino am Montag in Rom auf 64 Prozent, der rechte Amtsinhaber Gianni Alemanno auf 36 Prozent.
Der Sieg des 58-jährigen Chirurgen Marino macht die linke Demokratische Partei (PD) zur grossen Gewinnerin der Kommunalwahlen – ein Ergebnis, das auch ihren erst seit April amtierenden Ministerpräsidenten Enrico Letta im Regierungspalast Chigi stärkt.
Der Sieg im Kampf um Rom krönt den Erfolg der italienischen Linken, denn sie konnte bei der kommunalen Stichwahl für elf Bürgermeister in wichtigen Städten überall ihren Vorsprung aus der ersten Runde in einen Sieg umwandeln. Dazu gehören auch Ancona, Imperia, Siena, Brescia und Viterbo. Insgesamt wurde in 67 Gemeinden gewählt.
Die Wahl in einem Teil der Gemeinden Italiens war vor allem auch für Letta, der noch jung im Amt ist, ein wichtiger Test. Er führt eine schwierige grosse Regierungskoalition seiner PD mit der PdL-Partei von Silvio Berlusconi. Er soll das in einer tiefen Rezession und Wirtschaftskrise steckende Italien reformieren und stabilisieren.
Niederlage für Berlusconi und Grillo
Das Lager des konservativen Amtsinhabers Gianni Alemanno räumte die Niederlage rasch ein. Alemanno hatte vor fünf Jahren als der Mann Berlusconis in Rom die Wahlen gegen den Linken Francesco Rutelli gewonnen. «Der Sieg Marinos ist deutlich», sagte Alemanno, mit Rom gebe das konservative Lager jetzt das letzte wichtige Bürgermeisteramt in Italien ab.
Die Abwahl des rechtskonservativen Alemanno ist auch eine Niederlage für Ex-Regierungschef Berlusconi.
Zu den Verlierern gehört aber auch die bei dem letzten nationalen Votum noch überaus erfolgreiche Bewegung «5 Sterne» (M5S) des Populisten Beppe Grillo.
Niedrige Wahlbeteiligung
Die Wahlbeteiligung lag bei nur 48,5 Prozent – für italienische Verhältnisse ein extrem niedriger Wert, der Politikverdrossenheit zeigt. Im ersten Durchgang waren es noch 59,7 Prozent.
«In Rom gewinnen die Nichtwähler», meinten italienische Medien zu dem äusserst geringen Interesse der Römer an der Wahl ihres neuen Bürgermeisters: In der Hauptstadt gaben 44,9 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimme ab, in der ersten Runde vor zwei Wochen waren es noch 52,8 Prozent gewesen.