Schon kleine Kinder haben einen Sinn für Gerechtigkeit. Auch wenn er noch nicht besonders stark ausgeprägt ist. Das zeigen Forscher mit Hilfe eines Angelspiels. Das Resultat: Dreijährige sind doch nicht so egoistisch wie bislang gedacht.
Schon Kinder im Vorschulalter kennen das Prinzip von Fairness, schreiben Forscher im Fachjournal „PLoS One“. Wenn sie Belohnungen für gemeinsame Arbeit ausgeben dürfen, wägen sie die eigene Leistung gegen die Leistung von anderen ab.
Bislang ging die Forschung davon aus, dass Kinder erst ab dem Schulalter den individuellen Beitrag der einzelnen Teilnehmer zu würdigen wissen. Patricia Kanngiesser von der britischen Universität Bristol und Felix Warneken von der Harvard-Universität in Cambridge (USA) zeigten nun in einem Spiel mit einer animierten Puppe, dass diese Annahme nicht stimmt.
Bei einem Angelspiel fischten 18 drei- und 18 fünfjährige Kinder so viele Körbchen wie möglich aus einer durchsichtigen Box heraus, während eine Handpuppe neben ihnen das gleiche tat.
In den zwei Durchgängen beeinflussten die Forscher die Leistung der beiden, einmal zugunsten des Kindes und einmal zugunsten der Puppe. Danach durften die Kinder jeweils sechs Aufkleber verteilen. Das Ergebnis: Wenn sie mehr gefangen hatten, behielten sie auch mehr Sticker.
Doch obwohl die Kleinkinder die Unterschiede bemerkten, neigten sie dazu, sich selbst zu übervorteilen, schreiben die Forscher. Nur wenige der 36 Kinder waren bereit, mehr als die Hälfte der Aufkleber abzugeben, auch wenn die Puppe mehr gefangen hatte. Dabei unterschieden sich die drei- und fünfjährigen Kinder kaum voneinander.