Der fortschreitende Klimawandel gefährdet die Artenvielfalt der Gebirgspflanzen. Viele Spezies sind in höhere Lagen ausgewichen und verdrängen dort die kälteliebenden Arten, zeigt eine neue Studie mit Beteiligung von Schweizer Forschenden. Dies geschieht vor allem im Mittelmeerraum.
Man müsse davon ausgehen, dass die europäische Gebirgsflora insgesamt schrumpfen werde, schrieben die Wissenschaftler am Donnerstag im Fachblatt „Science“. Dies beträfe insbesondere Gebirge in Südeuropa, wo viele endemische Pflanzen leben, die also nur dort vorkommen.
Für die Analyse wurden die Pflanzenarten in den oberen Gipfelbereichen von 66 europäischen Berggipfeln über einen Zeitraum von sieben Jahren untersucht. Dabei bestätigten die Wissenschaftler, darunter Forscher der Universitäten Genf und Lausanne sowie des Centre alpien de phytogéographie in Champex-Lac (VS), dass wärmeliebende Pflanzen nach oben wanderten.
In Nord- und Zentraleuropa führte das zu einer Vergrösserung der Artenvielfalt in höheren Regionen. „Das ist aber nur ein Übergangsstadium“, erklärte Projektkoordinator Harald Pauli von der Universität Wien gegenüber der Nachrichtenagentur dpa. Denn die neuen Arten verdrängten dort die empfindlicheren kälteliebenden Pflanzen, die in diesen Regionen ursprünglich beheimatet sind.
Im Gegensatz dazu stagnierte oder verringerte sich die Anzahl der Arten auf so gut wie allen untersuchten Bergen der mediterranen Region. Dies lag vor allem an zunehmender Trockenheit, vermuten die Forschenden. „Das Alarmierende daran ist, dass wir genau in den Gebieten, wo seltene Pflanzen zu Hause sind, die grössten Verluste dokumentieren“, sagte Pauli.
„Wenn diese Pflanzen aussterben, geht es nicht nur darum, dass ein paar schöne Blumen nicht mehr gibt. Es sind auch viele Heilpflanzen darunter, es gehen also potenziell sehr wertvolle Ressourcen verloren“, sagte Pauli.