Die Statue Karls des Grossen im Kloster Müstair im Münstertal wird in einem Forschungsprojekt auf Bedeutung und Herkunft durchleuchtet. Dem Geheimnis des Klosterstifters auf die Spur kommen wollen die Universität Bern und der Archäologische Dienst Graubünden.
Die Stuckstatue Karls des Grossen, dessen Todestag sich zum 1200. Mal jährt, sei eine der Ikonen der schweizerischen Kunstgeschichte. Sie sei die älteste Monumentalstatue des Kaisers, teilte der Bündner Archäologische Dienst am Mittwoch mit. Ihr Ursprung wird datiert zwischen dem achten und zwölften Jahrhundert.
Das zweijährige Forschungsprojekt durchleuchtet erstmals die Statue im Kloster in Müstair, das von der UNESCO seit 1983 auf der Liste der Weltkulturerbe geführt wird. Dabei kommen ein Röntgengerät der Universität Zürich sowie ein Linearbeschleuniger der deutschen Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung zum Einsatz.
Grosse Chance, das Geheimnis zu lüften
Das Forschungsprojekt, das vom Schweizerischen Nationalfonds finanziert wird, bietet laut dem Archäologischen Dienst die grosse Chance, die Geheimnisse der Karlsstatue zu klären und bis 2015 eine abschliessende Untersuchung vorzulegen.
Die Substanz der Statue soll erfasst und in neuartiger Weise dokumentiert werden. In diesem Zusammenhang sollen Fragen der Entstehung, Veränderung, Funktion und letztlich der Datierung so weit wie möglich geklärt werden.
Mehrfach überformtes Werk
Auf kunstgeschichtlicher Ebene eröffnet sich nach Angaben der Fachleute die Chance, die chronologische Stellung der Statue zu verifizieren und sie im Kontext der zeitgenössischen früh- und hochmittelalterlichen Plastik einzuordnen.
So wie sich die Statue derzeit präsentiert, stellt sie ein Palimpsest, das heisst, ein mehrfach überformtes und verändertes Werk aus verschiedenen Jahrhunderten dar. Deshalb stosse eine rein oberflächliche und traditionelle Bewertung an ihre Grenzen.
Das Forschungsprojekt geht von einem interdisziplinären Ansatz aus, der neben der Kunstgeschichte und Archäologie weitere Disziplinen wie Restaurierung, Materialwissenschaften und Archäometrie einbindet. Damit sei gewährleistet, dass eine Bestandsanalyse mit berührungsfreien, nichtinvasiven Methoden stattfinden könne.