In der Schweiz vermisst Knackeboul die Experimentierkultur. Um seiner eigenen musikalischen Ausprobierfreude mehr Raum zu geben, ging der Rapper mit Loopgerät Gudrun und Freund Chocolococolo auf Reisen. Die Inspirationen vereint er auf dem neuen Album «Knacktracks».
In Weltstädten wie Paris, Los Angeles, New York oder Sao Paolo hat Knackeboul seine neuen Songs aufgenommen: Mystische Nummern wie «Saudades» (feat. Katerina Stoykova) oder «Embora», gesellschafts- und insbesondere Schweiz-kritische wie «Wachsfigurekabinett» oder «Image», traurige wie «Birdman».
Insgesamt präsentiert der wortgewandte Künstler ein Werk, das einerseits beklemmt und gleichzeitig die Wärme einer kalifornischen Feierabendsonne ausstrahlt. «Traurig und doch schön – ich liebe diese Mischung», sagt Knackeboul im Gespräch mit der Schweizerischen Depeschenagentur sda.
Der 33-Jährige ist bekannt für seine humanistische Weltsicht und seine kritischen Worte gegenüber der Schweizer Politik und der Konsumgesellschaft allgemein. Dass sich ein Musiker zu solchen Themen äussere, will er nicht direkt als Pflicht bezeichnen – «doch ohne Message ist Musik für mich nicht wirklich Musik», so Knackeboul.
In seiner Heimat müsse er sich oftmals erklären. Für die Musik, die er mache, die Texte, die er schreibe und für die Statements, die er in Interviews oder den sozialen Medien zu diesem und jenem abgebe. Umso mehr habe er die Reise genossen. «Unterwegs in den Studios haben die Leute einen Musiker erwartet und mich entsprechend einen behandelt. Das hat mir ein Gefühl von Freiheit gegeben.»
Paradoxerweise sei er sich selbst unterwegs in der Fremde immer näher gekommen, so Knackeboul, der mit bürgerlichem Namen David Kohler heisst. Was aber nicht bedeute, dass er für Albumproduktionen künftig immer das Land verlassen wolle. «Das Schöne an der Musik ist ja, dass man letztlich auch reisen kann, ohne sich zu bewegen.»
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Mehr zum neuen Album auf seiner Website. Mehr zu lesen von ihm gibt es bei der TagesWoche: Der Mann ist seit Januar unser Kolumnist.