Die niederländische Königin Beatrix dankt nach 33 Jahren auf dem Thron ab. Drei Tage vor ihrem 75. Geburtstag kündigte die Monarchin am Montag an, dass ihr Sohn, Kronprinz Willem Alexander, am 30. April, dem sogenannten Koninginnedag, neues Staatsoberhaupt werde.
Auf diesen Tag genau vor 33 Jahren war Beatrix zur Königin gekrönt worden. Sie sei überzeugt, „dass die Verantwortung für unser Land nun in den Händen einer neuen Generation liegen muss“, sagte sie während einer Fernsehansprache.
Mit Willem Alexander bekommen die Niederlande seit 123 Jahren erstmals wieder einen König. Der letzte König war Willem III. Er starb 1890.
Der 45 Jahre alte Thronfolger und seine Frau, Prinzessin Máxima, seien sehr gut auf ihre neue Aufgabe vorbereitet, sagte Beatrix. „Mit der grössten Zuversicht übergebe ich den Thron an meinen Sohn.“ Der Thronfolger hatte zuletzt immer mehr Repräsentationspflichten von seiner Mutter übernommen.
Die Tochter von Königin Juliana und Prinz Bernhard hatte am 30. April 1980 den Thron bestiegen, damals war sie 42 Jahre alt. Auch ihre Mutter hatte bereits zu Lebzeiten zugunsten von Beatrix abgedankt.
Die Königin ist müde
Königin Beatrix wird an diesem Donnerstag 75 Jahre alt. Neben ihrem Alter gebe es noch einen weiteren Grund, der für ihren Entscheid den Ausschlag gegeben habe: das 200-Jahr-Jubiläum des Königreichs Niederlande Ende Jahr, sagte sie.
Als Grund für ihre Abdankung nannte die Königin aber auch Ermüdungserscheinungen: „Ich danke ab, weil der Dienst für die Öffentlichkeit zu schwer für mich ist.“ Zugleich betonte sie: „Bis zum heutigen Tag hat mir diese schöne Aufgabe viel Befriedigung geschenkt.“
Zuletzt hatte die Monarchin oft niedergedrückt gewirkt. Beobachter machten dafür den Ski-Unfall ihres zweitältesten Sohnes Johan Friso verantwortlich, der vor knapp einem Jahr nach einem Lawinenunglück in Österreich ins Koma gefallen war.
Symbol der Einheit
„Ich habe es immer als ein besonderes Vorrecht angesehen, einen grossen Teil meines Lebens in den Dienst unseres Landes stellen zu können“, sagte die in ein königsblaues Kleid gekleidete Beatrix. Ihr 2002 gestorbener Mann, der aus Deutschland stammende Prinz Claus, sei ihr dabei eine grosse Hilfe gewesen.
In ihrer Regentschaft wurde Beatrix zur Symbolfigur für die Einheit der Niederlande. Viele Niederländer nennen sie einfach „Bea“.
Ausserdem spielte die Monarchin bei der Regierungsbildung oft eine wichtige Rolle. Wiederholt oblag es ihr, bei schwierigen Mehrheitsverhältnissen im Parlament über einen sogenannten Berichterstatter einzugreifen. Allerdings wurde diese Zuständigkeit vor der letzten Wahl im September 2012 gestrichen.
„Geschäftsführerin“ der Niederlande
Beatrix hatte sich im Laufe ihrer Regentschaft wiederholt in die Politik und in gesellschaftliche Debatten eingeschaltet. Sie liess einen Palast in der Regierungsstadt Den Haag in einen „Arbeitspalast“ umgestalten – um dort mit Ministern, Botschaftern und Vertretern der Zivilgesellschaft zu beraten.
Ihre Aktivitäten trugen Beatrix den Spitznamen „Geschäftsführerin der Niederlande“ ein. Sie verlieh der Monarchie ein modernes, leistungsfähiges Image.
Staatsbesuch in der Schweiz
Wichtigste Aufgabe war aber die Repräsentation. Im Rahmen dieser Pflichten besuchte Beatrix im November 1993 auch die Schweiz. Bei einem Abstecher in die Waadt überraschte die Königin ihre Begleiter mit grossen Ortskenntnissen.
Entzückt waren die Schweizer als Beatrix gar den Waadtländer Schriftsteller Ramuz zitierte, wie die sda-Korrespondentin, die den Staatsbesuch begleitete, damals berichtete.
In den Niederlanden äusserten Politiker und auch viele Bürger Respekt für den Entscheid der Königin. „Königin Beatrix stand im Herzen der Gesellschaft“, sagte Ministerpräsident Mark Rutte in einer TV-Ansprache. Sie sei zu einer niederländischen Ikone geworden und habe bei allen wichtigen Ereignissen den Menschen beigestanden.