Dass Granit Xhaka nach seinem 45-Millionen-Transfer in die Premier League vermehrt im Schweizer Mittelpunkt stehen wird, ist absehbar. Nur auf eine weitere Kosovo-Debatte würde er gerne verzichten.
Der 23-Jährige ist in London angekommen. Für die Annäherung an die neue Dimension benötigte er nur wenige Wochen. «Es ging schneller, als ich selber geglaubt hätte. Aber der Prozess dauert an», sagt Xhaka im vertrauten Kreis des Nationalteams. «Hier ist alles noch grösser und professioneller.» Er meint die globale Wahrnehmung des englischen Big-Four-Vertreters und denkt auch an den täglichen Komfort in der Arsenal-Zone.
Mit dem englischen Tempo habe er keine Mühe: «Ich bin im Kopf schnell.» Die Härte sei wie erwartet, aber in taktischer Hinsicht werde in der Premier League nicht mehr verlangt als in der Bundesliga.
Nach dem 3:1 gegen Watford bekam er von höchster Stelle nette Komplimente zu hören: Arsène Wenger verglich ihn mit dem früheren Arsenal-Star Emmanuel Petit. «Der Vergleich mit einem ehemaligen Weltmeister macht mich stolz.»
Aber Xhaka ist auch selbstbewusst genug, um zu betonen, er habe seinen «eigenen Stil und eigenen Charakter». Aber es ist spürbar, wie sehr ihn die Wertschätzung der französischen Trainer-Ikone ehrt. «Er ist der Boss.»
Ein Schreiben und viel Ärger
Am Rande des SFV-Camps flammte eine aufgewärmte Debatte auf – im Zentrum stand Xhaka wegen einer angeblich irritierenden Botschaft im Zusammenhang mit dem Nationalteam von Kosovo, das am kommenden Montag in Turku gegen Finnland seine internationale Wettkampf-Premiere zelebrieren wird.
Im Boulevard wurden zunächst Auszüge eines auf der Online-Plattform Instagram veröffentlichten Briefes von Xhaka veröffentlicht. Der 47-fache Schweizer Nationalspieler habe sich sehnlichst gewünscht, dereinst für den Kosovo zu spielen. Der Arsenal-Professional reagierte verärgert auf die Kosovo-Schlagzeilen und sprach von Übersetzungsfehlern.
Die Spekulationen und unterschiedlichen Deutungen von Äusserungen der Betreffenden sind nicht neu. Seit die Balkan-Republik im Mai von der FIFA und der UEFA offiziell anerkannt worden ist, werden immer wieder Spieler der SFV-Auswahl in den kosovarischen Dunstkreis gerückt und womöglich auch unter Druck gesetzt.
Das neu formierte Ensemble sucht auf dem ganzen europäischen Kontinent nach Verstärkungen. Die Modalitäten eines allfälligen Nationenwechsels sind gemäss Angaben von SFV-Verantwortlichen nach wie vor nicht klar geregelt; darunter haben primär die Doppelbürger zu leiden, die in (sport-politische) Spannungsfelder geraten.
Die FIFA prüft offenbar jedes Gesuch einzeln – der Interpretationsspielraum ist weiterhin gross, heikle Diskussionen sind offenbar unvermeidlich.