Komponier dir deinen eigenen Schrott-Track!

Im Museum Tinguely stehen momentan sechs Instrumente aus weggeworfenem Material, mit denen man online Songs komponieren kann. Wie so was klingt? Wir haben reingehört.

Sehen so Instrumente aus? Absolut!

(Bild: Screenshot http://www.thingsyoudoseldom.com/)

Im Museum Tinguely stehen momentan sechs Instrumente aus weggeworfenem Material, mit denen man online Songs komponieren kann. Wie so was klingt? Wir haben reingehört.

In der Regel sind Musikinstrumente vor allem eines: unglaublich teuer. Unter 600 Franken gibts keine anständige Geige, Klaviere kosten mindestens das Zehnfache. Aber es geht auch anders: Ein klingendes Objekt lässt sich ganz einfach selber basteln, das Material dazu findet man auf der Strasse.    

Genau das haben sich Künstlerin Bianca Hildenbrand, Sängerin Eliza Coolidge und Architekt Timothy Severo letztes Jahr auch gedacht und selber Hand angelegt: Sie bauten eine Sammlung von hundert Instrumenten, die gänzlich aus gefundenem oder geschenktem Material bestanden. Die Instrumente stellten sie erst in Hudson (NY) und später teilweise in Basel aus und organisierten Performances, an denen sie mit anderen Künstlern zusammen auf den Instrumenten spielten.

Bäng! Tschuu! Klirrrr!

Doch damit nicht genug: Die Instrumente, die nach den Ausstellungen und Performances grösstenteils bei Freunden, in Gärten oder zurück auf Deponien landeten, erhielten ein Online-Archiv, in dem man jederzeit auf ihnen spielen konnte.

Auf einer eigens erstellten Website kann man sich die hundert verschiedenen Töne anhören, auf Soundcloud herunterladen und als Freeware für eigene Tracks gebrauchen. Sprich: Die vergänglichen Skulpturen aus Rädern, Holz- und Metallstücken, Röhren, Gläsern oder Flaschen verlieren zwar ihre Körper, aber behalten ihre Form von Kommunikation – wie eine universelle, frei zugängliche Sprache.

Postbote bis Rasenmäher

Wenn Hildenbrand und Co. heute ihre Performance aufführen, bauen sie jeweils einige Instrumente nach. Aussehen tun diese bei solchen Aktionen meist nicht genau gleich, aber viel wichtiger ist der Ton, der dem der archivierten Instrumente so nahe wie möglich sein soll.

Wie jetzt auch im «Tinguely»: Sechs Instrumente sind hier als Klangskulpturen nachgebaut, die von den Besuchern für akustische Experimente benutzt werden können.

Wer es nicht ins Museum schafft, der darf sich auf der Website austoben. Folgende Klangskulpturen beziehungsweise Geräusche finden wir besonders schön (Bilder der zugehörigen Instrumente sind auch auf der Website zu sehen): 

1. Radklirren

 

2. Weisses Rauschen

 

3. Aggressives Regenrohr

 

4. Die Post ist da!

 

5. Glasperlen

 

6. Müder Rasenmäher

 

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«Things you do seldom», Museum Tinguely. Am Freitag, 6. Januar, findet von 19 bis 21 Uhr ausserdem eine Performance statt, in der die Künstler mit Gästen auf den Instrumenten spielen.

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