Die Promotoren von Olympischen Winterspielen 2022 in Graubünden sehen sich zunehmend mit der Forderung konfrontiert, die versprochene Nachhaltigkeit der Spiele mit Fakten zu untermauern. Am Mittwoch nahmen sie in Landquart GR einen ersten Anlauf und präsentierten Projekte.
Die selbst gesteckte Vorgabe ist klar: Die Spiele sollen eine positive Wirkung über die Austragung hinaus haben. Die Palette der Vorhaben dazu ist breit, wie Graubünden 2022 als Trägerverein der Kandidatur am Mittwoch in Landquart darlegte.
Im Bereich „Leben in den Bergen“ will man das „historische Erbe in den Alpen dokumentieren und erlebbar machen“, die Rückkehr von abgewanderten Berglern fördern oder mit einer „Virtualisierung der Spiele“ die realen Dimensionen der Austragung im Griff behalten.
Unter dem Schwerpunkt „Jugend, Sport und Olympische Werte“ sollen Davos als Eissport-Leistungszentrum ausgebaut und in der Schweiz neue Eissportarten etabliert werden. Kindern will man ermöglichen, vermehrt Wintersport betreiben zu können.
Weiter soll die Schweiz zu einem weltweit führenden Forschungsstandort über Schnee und Eis werden. Und schliesslich will man Sportförderung zu einem Bestandteil der Entwicklungshilfe machen.
5,2 Millionen Budget bis 2015
Bis zur effektiven Vergabe der Spiele durch das Internationale Olympische Komitee im Juni 2015 will der Verein Graubünden 2022 für die Vorhaben insgesamt 5,2 Millionen Franken bereitstellen. Die Gelder stammen aus dem 60 Millionen schweren Kandidaturbudget.
Mit der Umsetzung will man möglichst bald anfangen. Bei zustimmenden Volksabstimmungen am 3. März – Urnengänge finden in Graubünden auf kantonaler Ebene sowie in Davos und St. Moritz statt – soll gleich eine Stiftung gegründet werden, welche die Projekte initiiert und begleitet. Die Stiftung soll zudem sicherstellen, dass die selbst gesteckten Nachhaltigkeitsziele erreicht werden.
„Wenn von den Urnen ein ‚Nein‘ kommt, sind alle Projekte gestorben“, erklärte Tarzisius Caviezel, Präsident des Trägervereins und Davoser Landammann. Ohne die Spiele könnten die Vorhaben nicht finanziert werden.
Man wolle den „Schwung der Olympischen Spiele“ nutzen, um die Ideen umzusetzen, sagte Thomas Egger, der als Direktor der Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft für Berggebiete massgeblich an den Nachhaltigkeitsprojekten mitarbeitete.
Die vorgestellten Projekte sind gemäss den Promotoren die „ersten, konkreten Resultate“ des für die Olympiakandidatur lancierten Prozesses zu Nachhaltigkeit, Innovation und Vermächtnis (NIV). Die Leitplanken dazu sind in der NIV-Charta festgehalten.
Gegner der Spiele kritisierten wiederholt, in der Charta fehlten konkrete bezifferte Ziele. Ebenfalls vermisst werden klare Kriterien für den Abbruch der Kandidaturaktivitäten.
Grüne wollen nationale Volksabstimmung
Der jüngste Widerstand erwächst den Promotoren von den Grünen. Wie die Zeitungen „Südostschweiz“ und „Aargauer Zeitung“ vom Mittwoch berichteten, will die Partei, dass sich das Schweizer Stimmvolk zur Defizitgarantie für die Olympischen Spiele äussern kann.
Die Grünen wollen deshalb am 4. März in der Kommission für Wissenschaft, Bildung und Kultur (WBK) des Nationalrats beantragen, das Geschäft freiwillig dem Referendum zu unterstellen.