Konkurrenzkampf der Islamisten bei Stichwahl in Ägypten

Bei Stichwahlen zum ägyptischen Parlament haben sich die Wähler in vielen Bezirken zwischen mehr oder minder radikalen Islamisten entscheiden müssen. Die Abstimmung verlief am Montag relativ friedlich.

In Ägypten steht die Stichwahl an (Archiv) (Bild: sda)

Bei Stichwahlen zum ägyptischen Parlament haben sich die Wähler in vielen Bezirken zwischen mehr oder minder radikalen Islamisten entscheiden müssen. Die Abstimmung verlief am Montag relativ friedlich.

Die Wähler in neun Provinzen waren aufgerufen, in den Bezirken, in denen im ersten Wahlgang kein Kandidat die absolute Mehrheit errungen hatte, erneut ihre Stimme abzugeben. In vielen Bezirken läuft die zweitägige Stichwahl zwischen Kandidaten der vergleichsweise gemässigten Muslimbruderschaft und den radikalen Islamisten von der Partei des Lichts (Salafisten).

Im ersten Wahlgang hatten nur 4 Kandidaten Direktmandate erreicht, weshalb die Wähler jetzt noch über 52 der insgesamt 56 Direktmandate abstimmen müssen. Für ihre Stimmabgabe haben sie Zeit bis Dienstagabend.

Beim ersten Wahlgang der ersten Phase hatte die Wählerbeteiligung bei rund 60 Prozent – und damit für ägyptische Verhältnisse aussergewöhnlich hoch – gelegen.

In der oberägyptischen Stadt Esna mussten Wahllokale am Montag nach Informationen des staatlichen Nachrichtenportals „Al-Ahram“ vorübergehend geschlossen werden. Zuvor waren bei einer Schiesserei rivalisierender Clans drei Menschen verletzt worden.

Wahlen in sieben Provinzen

Bisher liegt die islamistische Partei der Freiheit und Gerechtigkeit landesweit mit rund 36 Prozent der Stimmen auf dem ersten Platz. Dahinter folgt von den radikalen Islamisten mit etwa 24 Prozent.

Die Ägyptische Allianz, der Linke und Liberale angehören, liegt bisher mit nur 13 Prozent auf dem dritten Platz, gefolgt von der liberalen Traditionspartei Al-Wafd. Der Block der „Revolutionäre“ erhielt lediglich 3,45 Prozent der Wählerstimmen.

Die Stichwahl findet nur in Kairo, Alexandria und sieben weiteren Provinzen statt. In den restlichen Provinzen wird erst in den kommenden Wochen gewählt. Das Endergebnis dieses langwierigen und komplizierten Prozesses wird für den 13. Januar erwartet.

Es ist die erste Wahl seit der Entmachtung von Präsident Husni Mubarak im vergangenen Februar. Das zukünftige Parlament soll eine neue Verfassung ausarbeiten.

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