Der Privatbankier Konrad Hummler hat vorübergehend sein Amt als Verwaltungsratspräsident der NZZ-Mediengruppe niedergelegt. Er will sich ganz auf die Auseinandersetzung mit den US-Steuerbehörden konzentrieren. Den Vorsitz übernimmt vorläufig Franz Steinegger.
Die rechtlichen Auseinandersetzungen im Steuerstreit zwischen den USA und der Schweiz erforderten den Einsatz „sämtlicher physischer und intellektueller Kapazitäten“, schreibt Hummler in einer Mitteilung vom Donnerstag.
Um den nötigen Freiraum dafür zu gewinnen, habe er den Verwaltungsrat der AG für die Neue Zürcher Zeitung ersucht, das Amt des Präsidiums ad interim in andere Hände zu legen. Der Verwaltungsrat sei dieser Bitte nachgekommen. Bis auf Weiteres übernimmt der 68-jährige Verwaltungsrat Franz Steinegger den Vorsitz.
Hummler habe den Entscheid zum temporären Rücktritt aus freien Stücken und ohne äusseren Druck getroffen, sagte Bettina Schibli, Sprecherin der NZZ-Mediengruppe, auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda.
Zeitlich nicht limitiert
Hummlers Verwaltungsratsmandat bei der NZZ-Gruppe bleibt von diesem Schritt unberührt. Der Bankier aus St. Gallen war im vergangenen Jahr von der Generalversammlung für vier Jahre gewählt worden. Der Verwaltungsrat habe die Situation eingehend diskutiert und sei zum Schluss gelangt, dass man an Hummler als VR-Mitglied festhalten wolle, sagte Schibli.
Wie lange die Übergangslösung mit dem ehemaligen FDP-Nationalrat Franz Steinegger an der Spitze dauern soll, ist offen. Eine zeitliche Limitierung sei nicht beschlossen worden, erklärte die NZZ-Sprecherin. Je nach Ausgang des Steuerstreits mit den USA werde die Situation neu beurteilt.
Von US-Steuerbehörden bedroht
Konrad Hummler ist geschäftsführender Teilhaber der St. Galler Bank Wegelin & Co. Gegen die älteste Privatbank der Schweiz haben die US-Steuerbehörden Anklage wegen Beihilfe zur Steuerhinterziehung erhoben.
Die Bank zog deshalb vor zwei Wochen die Notbremse. Sie verkaufte ihr gesamtes Geschäft mit Ausnahme der Kundenbeziehungen zu US-Amerikanern an die Raiffeisen Bank.
Nach diesem Schritt wurde Hummlers Engagement bei der NZZ in Frage gestellt. Von einem Imageschaden für die NZZ will Franz Steinegger nichts wissen. Die Redaktion habe ihre Unabhängigkeit in den vergangenen Wochen bei der Berichterstattung über die Wegelin-Affäre unter Beweis gestellt.
Mit der nun getroffenen Lösung habe der Verwaltungsrat dies auch nach aussen deutlich machen wollen, sagte Steinegger in einem Interview mit dem Regionaljournal Zürich-Schaffhausen von Radio DRS. Eine Rücktrittsforderung habe es im Verwaltungsrat nicht gegeben.