Konsortium muss Sanierungsprojekt nach Bundes-Kritik überarbeiten

Das Sanierungsprojekt für die mit Chemiemüll belastete Alt-Deponie Feldreben in Muttenz muss überarbeitet werden. Der Bund hat mehrere Fehler moniert. Dies geht aus Unterlagen hervor, die das Baselbieter Amt für Umwelt und Energie (AUE) am Mittwoch publizierte.

Unsauber aufgegleist: Das Sanierungsprojekt der Mülldeponie Feldreben in Muttenz. (Bild: Hans-Jörg Walter)

Das Sanierungsprojekt für die mit Chemiemüll belastete Alt-Deponie Feldreben in Muttenz muss überarbeitet werden. Der Bund hat mehrere Fehler moniert. Dies geht aus Unterlagen hervor, die das Baselbieter Amt für Umwelt und Energie (AUE) am Mittwoch publizierte.

In einer Stellungnahme unterstreicht das Baselbieter Amt für Umwelt und Energie (AUE), die Massnahmen des im November vorgestellten Sanierungsprojektes seien auch nach Einschätzung des Bundesamtes für Umwelt (Bafu) «geeignet, um die vorgegebenen Sanierungsziele aus heutiger Sicht zu erreichen». Dennoch werden nun «Präzisierungen zur Grundwasserbehandlung und zum Triage- und Entsorgungskonzept verlangt.»

Das Bafu kritisiert in seiner Stellungnahme, dass die Entsorgung teils unsauber aufgegleist ist: Zur Ablagerung auf Inertstoffdeponien vorgesehenes Material sei dafür zu stark belastet (im Schnitt 30 mg/kg PAK, legal sind maximal 25 mg/kg). Auch wäre heikel, organische Schadstoffe wie Aniline und Toluole direkt abzulagern. Zudem seien zu thermischen Verfahren Begriffe ungenau.

Unsicherheitsfaktor Gift im Fels

Als «grösste Unsicherheiten» im Projekt ortet das Bafu den Verschmutzungsgrad des Muschelkalk-Felses unter der Deponie sowie die Verzögerung der Schadstoff-Ausschwemmung. Zeige die Sanierung nicht schnell genug Wirkung, müsse man handeln, vielleicht gleich nach dem Aushub des Deponiematerials. Dies müsse als Subvariante vorbereitet sein.

Im Übrigen hat das Bafu auch zwei fehlerhafte Stoffbenennungen im Analyseprogramm des Sanierungsprojektes moniert. Es schlägt ferner vor, die bei der Grundwassersanierung anfallenden Grundwassermengen – 3,8 Kubikmeter pro Minute – mittels Wärmepumpe für die Energiegewinnung zu verwenden.

Das AUE kritisiert seinerseits, die auf dem Grundwassermodell basierenden Berechnungen in den Projektunterlagen seien «nicht nachvollziehbar» und Schlussfolgerungen so nicht zu überprüfen. Vorgesehen sei eine Auflage, nach der jederzeit der gesamte Deponieabstrom vom Grundwasser fernzuhalten ist.

Kanton drückt aufs Tempo

Das für die rund 165 Millionen Franken teure Sanierung verantwortliche Konsortium muss das korrigierte Projekt dem AUE bis am 30. Juni 2014 nochmals vorlegen. Träger der Sanierung im Muttenzer Gewerbegebiet sind die Kantone Baselland und Basel-Stadt, die Chemie- und Pharmafirmen BASF, Novartis und Syngenta sowie die Gemeinde Muttenz.

Das AUE pocht gegenüber dem Konsortium darauf, dass die Sanierung «möglichst bald» beginnt. Die Grundwasserbehandlungs-Anlage solle spätestens ab 1. April 2015 gebaut werden. Der Aushub dürfte gemäss Projekt etwa sieben Jahre dauern. Die Grundwasserbehandlung könnte zwischen fünf und 15 Jahre benötigen, vielleicht auch mehr.

Die Deponie Feldreben war einst eine Kiesgrube und wurde von 1918 bis 1967 mit Hauskehricht, Bauschutt und Gewerbeabfällen aufgefüllt. Von 1940 bis 1957 lagerten auch Basler Chemie- und Pharmafirmen darin Abfälle ab. Nach der Deponieschliessung wurde das rund 52’000 Quadratmeter grosse Gelände von Gewerbebetrieben überbaut.

Die Deponie Feldreben und die weiteren Muttenzer Alt-Deponien Rothausstrasse und Margelacker sind seit Jahren ein Politikum. Kritiker haben die Feldreben-Arbeiten wiederholt bemängelt. Volksinitiativen der Grünen für die Totalsanierung der drei Muttenzer Alt-Deponien und die Überwälzung der Kosten auf die Chemie- und Pharmaindustrie sind 2010 vom Volk verworfen worden.

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