Brasiliens Polizei hat im Korruptionsskandal um den staatlich kontrollierten Ölkonzern Petrobras am Freitag mehrere Firmensitze durchsucht. Es ergingen Dutzende Haft- und Fahndungsbefehle. Die Behörden liessen 720 Millionen Reais (270 Mio. Franken) von 36 Tatverdächtigen sperren.
Bei der Affäre geht es um Milliardenbeträge. Unter anderem sollen jahrelang durch überhöhte Vertragsabschlüsse bei Petrobras-Projekten Geldmittel an politische Parteien geflossen sein, darunter an die regierende Arbeiterpartei PT der Präsidentin Dilma Rousseff.
Wegen der Korruptionsermittlungen hat der Ölriese die Veröffentlichung seiner Geschäftszahlen verschoben. Statt wie geplant am (heutigen) Freitag setzt der Konzern die Publikation auf den 12. Dezember an.
Die zwei angeheuerten Kanzleien benötigten noch mehr Zeit, um dem Vorwurf der Geldwäsche nachzugehen und «möglicherweise Geschäftszahlen zu korrigieren», erklärte Petrobras am Donnerstag (Ortszeit). Details wurden nicht bekanntgegeben.
«Operation Autowäsche»
Die brasilianische Polizei geht seit Monaten Anschuldigungen nach, dass Schmiergeldzahlungen von Subunternehmen in die Kasse der Arbeiterpartei von Präsidentin Rousseff geleitet wurden. Der Fall ist in Brasilien als «Operation Autowäsche» bekannt und war ein wichtiges Wahlkampfthema.
Rousseff musste sich auf den letzten Metern der Kampagne mit Vorwürfen auseinandersetzen, sie habe von einem massiven Korruptionsskandal beim staatlich kontrollierten Ölkonzern Petrobras gewusst.
Eine brasilianische Zeitung hatte Anfang des Monats berichtet, dass sich die Wirtschaftsprüfer von PriceWaterhouseCoopers geweigert hatten, die Petrobras-Bilanz für das dritte Quartal ohne eine tiefergehende Untersuchung abzusegnen.