Eine Sondereinheit der russischen Polizei hat den Kremlgegner Alexej Nawalny nach einem Wahlkampfauftritt vor der Stadtpräsidentenwahl in Moskau kurzzeitig festgenommen. Nach einem «Gespräch» über Verstösse gegen das Versammlungsrecht sei der Kandidat wieder freigelassen worden.
Dies teilte das Innenministerium am Sonntag der Nachrichtenagentur Interfax zufolge mit. Es seien Rechte und Interessen anderer Bürger verletzt worden, hiess es. Details nannte die Pressestelle des Ministeriums nicht.
Zu der Wahlkampfveranstaltung waren mehrere Tausend Menschen gekommen. Nawalny beklagt vor der Abstimmung am 8. September zunehmende Behördenschikanen, inszenierte Strafverfahren und Justizwillkür.
Die Sprecherin des prominenten Anwalts, Anna Weduta, hatte zuvor gesagt, dass der prominente Blogger ohne Angaben von Gründen abgeführt worden sei. «Es gibt keinen Kontakt. Sie haben ihn an einen unbekannten Ort gebracht», sagte sie.
Als scharfer Gegner von Kremlchef Wladimir Putin steht Nawalny mitten im Machtkampf um das Stadtpräsidium der russischen Hauptstadt. Er gilt als wichtigster Gegner von Amtsinhaber Sergej Sobjanin, der vom Kreml gestützt wird. Die Opposition befürchtet, dass Nawalny vor dem Urnengang politisch kaltgestellt werden soll.
Nawalny war im Juli in einem umstrittenen Prozess wegen Veruntreuung öffentlicher Mittel zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt worden. Die Haftstrafe wurde allerdings bis zu einem Berufungsverfahren ausgesetzt, um ihm die Teilnahme am Wahlkampf zu ermöglichen.
Erst vor wenigen Tagen hatte die Wahlkommission in der russischen Hauptstadt nach Berichten über mutmassliche Verstösse gegen das Wahlkampfgesetz entschieden, dass Nawalny an den Wahlen teilnehmen darf.
Bei der Wahl in zwei Wochen wird ein Sieg Sobjanins erwartet. Sollte der Amtsinhaber in der ersten Runde aber nicht mindestens 50 Prozent der Stimmen erhalten, müsste er in die Stichwahl. Nawalny tritt als unabhängiger Kandidat an.