Kritik an Anstellungsverfahren von Thorberg-Direktor Caccivio

Nach der Freistellung von Thorberg-Direktor Georges Caccivio wird auch Kritik am Anstellungsverfahren des Anstaltsdirektors laut. Einer, der Zweifel äussert, ist der ehemalige, langjährige Thorberg-Direktor Hans Zoss.

Blick auf die Anstalten Thorberg am Montag (Bild: sda)

Nach der Freistellung von Thorberg-Direktor Georges Caccivio wird auch Kritik am Anstellungsverfahren des Anstaltsdirektors laut. Einer, der Zweifel äussert, ist der ehemalige, langjährige Thorberg-Direktor Hans Zoss.

Zoss war Caccivios Vorgänger auf dem «Thorberg». Mit Bezug auf Caccivios Anstellungsverfahren sagte Zoss am Dienstag gegenüber der Zeitung «Der Bund»: «Ich hatte damals ein schlechtes Gefühl.»

Im Raum steht der Vorwurf, der für die Anstellung zuständige Chefbeamte, Martin Kraemer, habe Caccivio zwei besser qualifizierten Bewerbern vorgezogen. «Schon bei der Ausschreibung hiess es, eine interne Bewerbung liege vor, Caccivio habe sich beworben», sagte Zoss im «Bund»-Interview.

Stutzig wurde Zoss offenbar auch an seiner eigenen Pensionierungsfeier im Herbst 2011. Amtsvorsteher Kraemer soll bei dieser Gelegenheit Caccivio als seinen Wunschkandidaten für Zoss‘ Nachfolge bezeichnet haben.

Seltsam fanden manche laut Zoss auch, dass Caccivio zwei Personen mit langjähriger Führungserfahrung im Strafvollzug vorgezogen worden war. «Es entsteht nach wie vor der Eindruck, dass dieses Bewerbungsverfahren nicht sauber gelaufen ist», wird Zoss zitiert.

«Mit meinem Einverständnis»

Der in der Kritik stehende Chefbeamte, Martin Kraemer, nahm am Dienstag zu den Vorwürfen nicht Stellung. Sein politischer Vorgesetzter, Regierungsrat Hans-Jürg Käser versuchte am Dienstag, Kraemer aus der Schusslinie zu nehmen.

Auf Anfrage teilte Käser schriftlich mit, die Stelle des Thorberg-Direktors sei nach Zoss‘ Pensionierung öffentlich ausgeschrieben worden. Es seien mehrere Bewerbungen eingegangen.

Kraemer habe diese Bewerbungen geprüft und bewertet, wie es seine Aufgabe sei. «Er hat dann, in meinem Einverständnis, Georges Caccivio, für diese Funktion ausgewählt», schreibt Käser weiter. Ob Caccivio Kraemers Wunschkandidat gewesen sei, wisse er nicht.

«Dass Herr Caccivio im Oktober 2010 als Zeuge ausgesagt hat, er habe sexuellen Kontakt zu einer Drogenprostituierten gehabt, war weder Herrn Kraemer noch mir bei der Anstellung bekannt. Diese Information habe ich erst im Zuge meiner internen Untersuchung nach dem 2. September 2013 erhalten», erklärte Käser.

Seit Monaten am Gären

Caccivio trat sein Amt am 1. November 2011 an. Er sah sich in den vergangenen Wochen mit happigen Vorwürfen konfrontiert. So soll er nicht genügen Distanz zu Insassen der Strafanstalt gewahrt haben. Weiter hatte Caccivio auch bezahlte sexuelle Kontakte mit Drogenprostituierten in Biel. Die Vorwürfe standen bereits im vergangenen Spätsommer im Raum.

Käser ordnete zunächst eine interne Untersuchung an, bei der «gewisse Schwächen» zutage traten, wie Käser es formulierte. Erste, interne Massnahmen sollten Abhilfe schaffen. Dann geschah eine Weile nichts. Ende Januar bekam die Öffentlichkeit Wind von der Sache.

Als Journalisten Käser mit ihren Recherchen konfrontierten, kam Bewegung in die Angelegenheit. Am vergangenen Donnerstag ordnete Käser eine externe Untersuchung an. Über das vergangene Wochenende wurden laufend neue Vorwürfe gegen Caccivio laut.

Am Montag dann war der Thorberg-Direktor nicht mehr zu halten. Käser gab bekannt, Caccivio sei «vorläufig im Amt eingestellt», wie dies in der Fachsprache heisst. Dass Caccivio wieder auf seinen Posten zurückkehrt ist unwahrscheinlich.

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