Die Pannen in der Atomruine Fukushima reissen nicht ab: Eine wichtige Filteranlage für radioaktiv verseuchtes Wasser funktioniert nach wie vor nicht richtig. Nach dem Vorfall rügte die japanische Atomaufsicht den Betreiber Tepco für seinen Umgang mit den Wassermassen.
Das Filtersystem bereite erneut Probleme, teilte Tepco am Freitag mit. Der Betrieb sei nach einem Alarmsignal unterbrochen worden, ein Leck habe man aber nicht festgestellt.
Das System namens Alps (Advanced liquid processing system) kann 62 Nuklide mit Ausnahme von Tritium herausfiltern. Nach einer ersten Panne im Juni in Folge von Korrosionsschäden wurde erst vor wenigen Tagen wieder der Testbetrieb aufgenommen. Auch dabei traten jedoch Probleme auf. Dem System kommt eine zentrale Rolle bei der Bewältigung der riesigen Wassermassen auf dem AKW-Gelände zu.
Tanks mit radioaktivem Wasser füllen sich immer mehr
Tepco-Chef Naomi Hirose entschuldigte sich und sagte einmal mehr zu, alles zu tun, um die Probleme mit den täglich zunehmenden Wassermassen in den Griff zu bekommen. Am Vortag war erneut bei einem hastig zusammengebauten Metalltank hoch verseuchtes Wasser übergelaufen. Aus einem anderen Tank waren kürzlich 300 Tonnen durch defekte Kunstharzabdichtungen ausgesickert.
Tepco lagert mehr als 300’000 Tonnen Wasser auf dem Gelände. Es stammt aus der Kühlung der beim Erdbeben und Tsunami 2011 beschädigten Reaktoren. Zusätzlich sickert täglich Grundwasser ein und mischt sich dort mit dem Kühlwasser.
Daher pumpt Tepco ständig Wasser ab und lagert es in mittlerweile rund 1000 Tanks, die jedoch bald nicht mehr ausreichen. Um die Grundwasserproblematik in den Griff zu bekommen, hat Tepco das Filtersystem installiert.
Ministerpräsident, IAEA und japanische Atomaufsicht sind besorgt
Ministerpräsident Shinzo Abe will das in Fukushima auslaufende Wasser zu einem Top-Thema auf einer ausserordentlichen Parlamentssitzung im Herbst machen. «Wir müssen das mit aller Kraft angehen», sagte Abe.
Auch die Internationale Atomenergiebehörde IAEA betrachtet dies als «Angelegenheit von höchster Priorität, die dringend gelöst werden muss». Die IAEA kündigte am Freitag die Entsendung eines internationalen Expertenteams an, das sich noch in diesem Monat vor Ort ein Bild von der Beseitigung der Schäden rund um die havarierte Atomanlage machen sollte.
Die japanische Atomaufsicht übte ebenfalls scharfe Kritik an Tepco und forderte mehr Einsatz im Umgang mit den Wassermassen. Tepcos Fähigkeit, die Lage vor Ort zu handhaben, habe sich «deutlich verschlechtert», sagte Katsuhiko Ikeda von der Atomaufsicht am Freitag bei einem Treffen mit Tepco-Chef Hirose. Falls nötig müsse Tepco eben Arbeitskräfte aus seinen anderen Atomkraftwerken hinzuziehen, verlangte Ikeda.