Kroatien hat grünes Licht für seinen EU-Beitritt gegeben. Rund zwei Drittel stimmten nach ersten Auszählungen dafür, dass ihr Land am 1. Juli 2013 das 28. Mitglied der Union wird.
Wie die Wahlkommission unter Berufung auf erste Teilergebnisse mitteilte, stimmten am Sonntag rund 67 Prozent der Wähler für eine EU-Mitgliedschaft ihres Landes. Von den 4,5 Millionen Stimmberechtigten nahmen allerdings weit weniger als die Hälfte an der Abstimmung teil.
Obwohl praktisch alle Medien sowie Regierung und Opposition einhellig für ein Ja zur EU geworben hatten, konnten die EU-Gegner offensichtlich doch punkten und die Bürger von der Abstimmung fernhalten.
Regierungschef Zoran Milanovic führte die niedrige Wahlbeteiligung auf die Enttäuschung der Bürger mit der Politik zurück. „Die Menschen sind offensichtlich enttäuscht – das ist eine Botschaft, die der Situation des Landes geschuldet ist, und eine Botschaft an meine Regierung“, sagte er.
Die vor allem vom Adria-Tourismus abhängige Wirtschaft des Landes hat seit gut drei Jahren mit einer Rezession zu kämpfen. Und auch für dieses Jahr stehen die Prognosen für ein Wirtschaftswachstum schlecht.
Angst vor Identitätsverlust
Das Referendum sei „ein historischer Tag für Kroatien“, sagten die Spitzenpolitiker des Landes einhellig nach ihrer Stimmabgabe. „Die EU ist eine Chance für den Fortschritt und die Entwicklung aller kroatischen Talente“, sagte Regierungschef Milanovic.
Die Zeitung „Vecernji list“ titelte: „Tag der Entscheidung: Europa oder Balkan! Wählen wir die Zukunft!“. „Es freut mich, dass Europa mein Zuhause wird“, sagte Staatspräsident Ivo Josipovic.
Anders die Nationalisten, die ihre Ablehnung mit dem drohenden „Identitätsverlust“ begründeten. Noch am Samstag hatten EU-Gegner im Zentrum von Zagreb gegen einen Beitritt demonstriert. Sie trugen Plakate mit Aufschriften wie „Nein zur EU“ und „Ich liebe Kroatien“.
Demgegenüber warb selbst das Idol der Extremisten für ein Ja zu Europa. „Ich werde für die EU stimmen, weil wir zivilisatorisch dahin gehören“, kündigte der vom UNO-Kriegsverbrechertribunal angeklagte General Ante Gotovina am Wahltag aus seiner Gefängniszelle an.